Drohende Versorgungskrise: Öl und Gas befeuern Inflation
Marktkommentar KW 39 | 2021
Wer zurzeit aus Spritmangel an die Tankstelle muss, dürfte schnell schlechte Laune bekommen. An der Zapfsäule ist es so teuer wie zuletzt vor 8 Jahren. Schuld sind unter anderem Sonderfaktoren wie die neue CO2-Bepreisung. Ein weiterer großer Faktor ist aber der Anstieg der Rohölpreise. So kletterte diese Woche der Preis für ein Barrel der Nordsee-Sorte Brent auf über 80 Dollar – ein 3‑Jahres-Hoch. Hauptgründe für die Rallye ist die starke Nachfrage infolge der globalen Wirtschaftserholung sowie die aktuell geringe Fördermenge. Immerhin ist es uns im Gegensatz zu weiten Teilen Großbritanniens noch vergönnt vollzutanken. Dort führt der akute Mangel an LKW-Fahrer:innen dazu, dass den meisten der 8000 Tankstellen im Land das Benzin ausgegangen ist. Premierminister Boris Johnson setzt daher nun das Militär ein, um die heikle Lage an den Zapfsäulen zu beruhigen.
Flankiert wird die Öl-Rallye vom Kampf um einen anderen fossilen Brennstoff: Gas. Experten warnen vor einer ernsthaften Versorgungskrise. Die hohe Nachfrage hat dazu geführt, dass sich die Gaspreise im Großhandel in Europa seit Juli durchschnittlich verdreifacht haben. In Deutschland führte die Entwicklung im August zum stärksten Preisanstieg deutscher Importe (+16,5%) seit der Ölkrise 1982. Isoliert betrachtet explodierten die Importpreise für Gas und Öl sogar um 170% bzw. 63% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Verteuerung heizt folglich auch die Inflation an, die laut Schätzung des Statistischen Bundesamtes im September auf 4,1% stieg. Größter Einflussfaktor dieser importierten Inflation: Energie (+14,3%). Hoffentlich wird der Winter nicht zu kalt!
K‑Frage lässt Märkte kalt
Politische Börsen haben kurze Beine: Gemäß der Börsenweisheit wurde dem deutschen Wahlergebnis an den Märkten nur wenig Beachtung geschenkt. Vielmehr wurden die Handelsplätze diese Woche durch altbekannte Probleme verunsichert. Zum einen gerieten an den Aktienmärkten vor allem Technologie-Werte infolge des Streits um die Schuldenobergrenze im US-Kongress unter Druck. Außerdem meldete sich das Zinsgespenst an den Anleihenmärkten zurück, da künftig wohl weniger Unterstützung von Fed und EZB erhalten. Ferner erklärte Chinas Zentralbank sämtliche Aktivitäten mit Kryptowährungen kurzerhand für illegal. Und dann ist da ja noch Evergrande …
Zur Beachtung: Frühere Wertentwicklungen lassen nicht auf zukünftige Renditen schließen. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung dar, eine Haftung ist ausgeschlossen.
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