Nach der angekündigten Entspannung im US-China Handelskonflikt letzte Woche, waren diese Woche wieder alle Augen der Börsianer auf den Brexit-Thriller gerichtet. Vor Beginn des EU Gipfels in Brüssel am Donnerstag bot sich den Unterhändlern der EU und Großbritannien die letzte Chance, ein neues Brexit-Abkommen zum Knackpunkt Nordirland zu verhandeln. Nach erneutem Scheitern drohte der gähnende Abgrund eines ungeregelten EU-Austritts am 31. Oktober.
Weißer Rauch?
Und tatsächlich, man glaubt es kaum, kurz vor Redaktionsschluss des EVERGREEN Marktkommentars am Donnerstag Nachmittag die erlösende Nachricht: EU-Kommissionschef Juncker und Premierminister Johnson bestätigen nach nächtelangen Verhandlungen die Einigung auf einen neuen Deal! Die internationalen Kapitalmärkte stimmen sogleich in den Jubel mit ein. Das britische Pfund steigt auf ein 5‑Monats Hoch und europäische Aktienindizes drehen spürbar ins Grün.
Chart der Woche
GBP/USD Wechselkurs

Not yet!
Doch ist der Überschwang nicht etwas verfrüht? Schließlich muss das Abkommen sowohl von den EU Regierungschefs als auch vom britischen Unterhaus gebilligt werden. Die nordirische Partei DUP hat bereits Skepsis angemeldet und Labour Chef Jeremy Corbyn ist sowieso dagegen. Ob Boris Johnson zur Abstimmung im Unterhaus am Samstag eine Mehrheit mobilisieren kann, bleibt damit völlig unklar und es wird sehr, sehr knapp. Das realisieren auch die Märkte und geben alle Gewinne bis zum Handelsschluss wieder ab. Die Achterbahnfahrt geht weiter.
Von der realwirtschaftlichen Front gab es in der Zwischenzeit vorwiegend enttäuschende Konjunktursignale. US-amerikanische Einzelhandelsumsätze für September zeigten sich unerwartet schwach und sanken das erste Mal seit 7 Monaten. In China fällt das Wirtschaftswachstum unerwartet stark und befindet sich auf dem niedrigsten Stand seit 30 Jahren. Auch in Deutschland bleiben die Einschätzung der aktuellen Lage und die Konjunkturerwartungen nach der monatlichen Umfrage des ZEW-Instituts immer noch sehr negativ.
Gute Nachrichten, wie etwa dass sich ein ungeordneter Austritt Großbritanniens aus der EU noch vermeiden lässt, werden weiterhin händeringend gesucht.
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