So schlimm die Corona-Krise auch war und ist, so hat sie doch eines mit den meisten anderen Krisen gemein – das Gold. Zieht am Markt ein Sturm auf, so flüchten sich die Anleger in vermeintlich sichere Häfen. Der Goldpreis, welcher seit Beginn der Corona-Krise beinahe kontinuierlich stieg, nahm in den letzten zwei Wochen noch einmal deutlich an Fahrt auf und stieg Anfang dieser Woche auf neue Höchstwerte. Aber ist ein Klumpen gelbes Metall tatsächlich der ultimative sichere Hafen?
Entgegen dem aktuellen Konsensus heute mal ein paar Fakten gegen den Goldhype:
- Die Schmucknachfrage sinkt kontinuierlich.
- Die Industrienachfrage sinkt kontinuierlich.
- Notenbanken bauen ihre Goldbestände ab.
- Das weltweite Goldangebot aus Förderung und Recycling steigt kontinuierlich.
- Gold generiert keine laufenden Erträge wie Zinsen und Dividenden.
- Gold birgt hohe Währungsrisiken aus EUR/USD Wechselkursschwankungen.
Der aktuelle Preisanstieg scheint damit rein finanziell- spekulativ bedingt und birgt damit für die Anleger hohe Risiken. Auch am vermeintlich sicheren Goldmarkt können sich gefährliche Spekulationsblasen bilden und platzen. Mit hohen Wertschwankungen ist ohnehin zu rechnen.
Wenn wir nun vom Rohstoffmarkt herüber zum Devisenmarkt schauen, so bildet sich dort auch ein vermeintlich sicherer Hafen – der Euro. Nachdem die Eurozone Anfang des Jahres genauso hart von Corona getroffen wurde wie alle anderen, hat sie sich vergleichsweise schnell erholt. Die Gemeinschaftswährung legte daraufhin im Vergleich zu den meisten Währungen und besonders dem US-Dollar deutlich zu. Ein klares Zeichen für die Stabilität der Eurozone und die Wirksamkeit der Brüsseler Maßnahmen – oder nicht?
Nun, der US-Dollar gilt weltweit als Leitwährung, 88 % aller Währungstransaktionen finden im Dollar statt. Was passiert nun, wenn der Dollar plötzlich schwächelt? Wenn sich die USA zum Beispiel einfach nicht vom Coronavirus erholen können und die Infektionszahlen immer weiter steigen? Wohin sollen die Anleger mit all ihrem Geld fliehen? Was als sicherer Hafen angesehen wird, ist also nichts weiter als ein Ausdruck von Alternativlosigkeit. Die Stabilität der Eurozone nichts weiter als die Instabilität der USA.
Aufschieberitis?
Vom deutschen Markt kamen diese Woche überwiegend positive Zahlen. Die Arbeitslosenquote hat sich im Vergleich zum Vormonat stabilisiert und liegt weiter bei 6,4 %. Der vielbeachtete Ifo Geschäftsklimaindex kam am Montag etwas besser als erwartet und die Erwartungen an die zukünftige Geschäftsentwicklung sind deutlich gestiegen. Der coronabedingte, historische Einbruch des BIP im Q2 um über 10 % war in dem Ausmaß bereits erwartet worden.
In den USA wurden ähnlich schlechte Wachstumszahlen für das Q2 veröffentlicht. Hier grassiert das Virus allerdings weiter und sorgt nach wie vor für eine katastrophale Lage am US-Arbeitsmarkt. Donald Trump sieht seine Felle allmählich davonschwimmen und sinniert am Donnerstag öffentlich über eine mögliche Verschiebung der Präsidentschaftswahl. Demokraten und Republikaner reagieren gleichermaßen schockiert und die Aktienmärkte gehen auf Tauchstation. Zum Ende seiner Amtszeit (oder vielleicht doch noch nicht?) drehen sich die Märkte wieder zusehends um den Präsidenten.
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