(K)eine sichere Bank — die Einlagensicherung ausgenutzt?
Marktkommentar KW 9 | 2021
Der Fall Wirecard ist noch lange nicht vollständig aufgearbeitet, doch seit dieser Woche erschüttert bereits ein neuer Skandal die deutsche Finanzwelt: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat am Mittwoch die Greensill Bank mit einem Moratorium belegt. Diese Maßnahme hat zur Folge, dass die deutsche Tochter des australisch-britischen Geldhauses derzeitig unter anderem keine Ein- und Auszahlungen mehr vornehmen darf. Damit versucht die BaFin die drohende Überschuldung des Geldinstitutes abzuwenden und die Einlagen der Anleger von über 3,2 Milliarden Euro zu sichern.
Im Insolvenzfall könnte es dazu führen, dass das deutsche Einlagensicherungssystem einspringen muss und für die Verluste der Bank aufkommt. Diese gesetzliche Verpflichtung der Banken zur Einlagensicherung wurde im Fall Greensill äußerst fragwürdig ausgenutzt. Viele Kunden der Problem-Bank wurden über Zinsplattformen vermittelt. Diese Online-Marktplätze locken frustrierte Sparer in Zeiten der Niedrigzinspolitik mit attraktiveren Zinsversprechungen, wenn sie Tages- oder Festgeldkonten bei dubiosen Kleinstbanken eröffnen. Dabei wird auch damit geworben, dass das angelegte Geld dank der gesetzlichen Einlagensicherung sicher ist. Letztlich bleibt die Frage: Ist es den erwarteten Mini-Zinsertrag wert, wenn man sein Geld einer fragwürdigen Bank anvertraut?
Zu früh gefreut
An den Aktienmärkten kehrte nach der verlustreichen Vorwoche zum Wochenbeginn zunächst wieder der Optimismus zurück. Vor allem die US-Anleger zeigten sich in Kauflaune und ließen die Inflationsängste zwischenzeitlich vergessen. Wesentlicher Faktor war das weiterhin ausstehende Konjunkturpaket der US-Regierung, welches am Montag aber zumindest die erste Hürde nahm und vom Repräsentantenhaus akzeptiert wurde. Auch den europäischen und asiatischen Aktienindizes verhalf diese Nachricht zu Kurssprüngen.
Allerdings hielt sich die gute Stimmung nicht lange. Bereits zur Wochenmitte kehrten die Inflationssorgen zurück an die Märkte und trübten die Stimmung der Anleger. Ausgehend von den Anleihemärkten, an denen die Renditen erneut anstiegen, gerieten auch die Aktienmärkte unter Druck und schlossen diese Woche mit Verlusten. Auch Jerome Powell konnte den Trend nicht stoppen. Vielmehr befeuerte der FED-Chef die Entwicklung durch die Aussage, dass die US-Notenbank die Renditenentwicklung an den Rentenmärkten zwar beobachte, aber gegenwirkende Maßnahmen nicht geplant seien.
Zur Beachtung: Frühere Wertentwicklungen lassen nicht auf zukünftige Renditen schließen. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung dar, eine Haftung ist ausgeschlossen.
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