Modetrend „Buy the Dip” – Gefährliche Schnäppchenjagd Marktkommentar KW 29 | 2021
Sommergewitter an den Börsen: Zum Wochenbeginn sorgten aufflammende Virussorgen für einen Ausverkauf an den globalen Handelsplätzen. Aufgrund der sich rasch ausbreitenden Delta-Variante und der damit verbundenen Konjunktursorgen erlebten alle großen Aktienindizes einen größeren Kursrutsch. Jedoch folgte auf den von Verlusten geprägten Montag ein Turnaround Tuesday. Die einsetzende Gegenbewegung korrigierte im restlichen Wochenverlauf große Teile der erlittenen Verluste. Offenbar nahmen viele Anleger:innen die niedrigen Kursstände zum Anlass, um auf “Schnäppchenjagd” zu gehen. Dieses reflexartige Verhalten – im Börsenjargon auch als Buy the Dip bezeichnet – scheint an den Aktienmärkten im Trend zu liegen. Doch wie lange zahlt sich diese risikofreudige Trading-Strategie aus?
Kein Zins in Sicht
Alles Kettenrasseln und Spuken hilft nichts: Die EZB scheint gegen das Inflationsgespenst immun zu sein. Nachdem die Zentralbank ihr Inflationsziel bereits angepasst hatte, verschafften sich die Währungshüter durch die Überarbeitung ihres geldpolitischen Ausblicks (Forward Guidance) neuen Spielraum. Durch die Ankündigung den eingeschlagenen Kurs länger beizubehalten, lassen Lagarde und Co. eine Leitzinswende damit ungeachtet der derzeitigen Inflationswelle und der Konjunkturerholung in weite Ferne rücken. Experten rechnen nun frühestens mit einer Zinsrückkehr im Jahr 2023. Zinsen … bald nur noch Teil des Geschichtsunterrichts? Zudem wird das Notkaufprogramm für Anleihen (PEPP) bis mindestens März 2022 weiterlaufen und trotz aufkommenden Zweifels an der Notwendigkeit wohl noch ausgeweitet werden. Infolge der anhaltend lockeren Haltung der EZB atmeten die angespannten Anleger:innen auf, was die europäischen Aktienmärkte weiter beflügeln dürfte. Allerdings wird durch das neue Teuerungsziel sowie der Duldung der Zielüberschreitung auch eine stärkere Entwertung des Geldes in Kauf genommen. Das freut die hochverschuldeten südeuropäischen Staaten, aber besorgt die Sparer:innen.
Während sich die konjunkturelle Erholung hierzulande fortsetzt und in Fernost die olympischen Spiele trotz zunehmender Virusinfektionen beginnen, macht sich jenseits des Atlantiks Furcht vor einem Abflauen der Wirtschafserholung breit. Allen voran bietet der US-Arbeitsmarkt trotz Milliarden-Unterstützung der Fed keine überzeugende Figur. In der vergangenen Woche beantragten 419.000 US-Amerikaner:innnen erstmalig Arbeitslosenhilfe. Experten hatten nur 350.000 Erstanträge prognostiziert. Nach diesem Dämpfer wird die amerikanische Zentralbank ihre Überlegungen zur Verringerung der Anleihenkäufe wohl vorerst wieder auf Eis legen.
Zur Beachtung: Frühere Wertentwicklungen lassen nicht auf zukünftige Renditen schließen. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung dar, eine Haftung ist ausgeschlossen.
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