Und wieder wurde ein neues Multi-Milliarden Hilfsprogramm verabschiedet. Diesmal von der Europäischen Union. Nach nächtelangem Ringen zwischen den Sparfüchsen im Norden und den Spendierfreudigen aus dem Süden konnte auf dem EU-Gipfel am Dienstag eine Einigung für ein europaweites Wiederaufbaupaket erzielt werden. 750 Milliarden Euro werden unter das Corona-gebeutelte Volk gebracht. Auftreiben will die EU die Milliarden erstmalig direkt am Kapitalmarkt, durch die Ausgabe von gemeinschaftlichen Anleihen. Wird damit ein Präzedenzfall für die viel gefürchteten Eurobonds gesetzt? Die sparfreudigen Länder wollen davon natürlich nichts wissen und bestehen auf der Einmaligkeit der Geldflut, um die Folgen der Coronakrise zu lindern. Zudem verbieten die EU-Verträge eine dauerhafte Verschuldung.
Über die Abnehmer der geplanten Anleihen brauch sich die EU jedenfalls keine Sorgen zu machen. Im Rahmen ihres seit Jahren laufenden Programmes zur Stimulierung der europäischen Wirtschaft, hält die Europäische Zentralbank (EZB) inzwischen Anleihen im Wert von knapp 2.900 Milliarden Euro. Durch ihr Corona-Hilfsprogramm werden im Laufe des kommenden Jahres bis zu 1.350 Milliarden Euro an Anleihen dazukommen. In diesem Fall hält die EZB dann knapp 20 % des gesamten europäischen Anleihenmarktes.
Fragen über Fragen…
Solche Anleihekäufe durch die EZB können als moderne Form des „Gelddruckens“ verstanden werden. Durch den Kauf von Anleihen gibt die EZB Geld an Regierungen und Unternehmen, welches vorher nicht im Markt vorhanden war. Und was bedeutet das nun? Können die europäischen Länder ihre Haushaltsbudgets inzwischen nur noch durch das Drucken von Geld finanzieren? Welche Auswirkungen hat das auf die Inflation? Und was passiert, wenn die EZB keine neuen Anleihen mehr kauft? Kann sie das überhaupt, ohne dass EU-Länder reihenweise bankrottgehen?
All diese Fragen scheint sich der Markt derzeit nicht zu stellen. Der europäische Markt und mit ihm der DAX wurde zum Anfang dieser Woche, durch den Beschluss des EU-Rats zum neuen Corona-Hilfsprogramm, praktisch nach oben katapultiert.
Zum Ende der Woche hin bescheren erneut steigende Arbeitslosenzahlen aus den USA dem Markt einen erneuten Einbruch. Dazu kamen die sich wieder verschlechternden Beziehungen zwischen China und den USA, sowie die Ablehnung des EU-Rat Beschlusses durch das EU-Parlament. Infolgedessen sank der DAX wieder unter die 13.000 Marke und endet, wo er Anfang der Woche begonnen hat.
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