
Das Vermögen nicht nur gewinnbringend, sondern auch nachhaltig investieren — diesen Trend verfolgen immer mehr Anleger. Der Markt für nachhaltige Kapitalanlagen wächst. Was verbirgt sich hinter dem Begriff, welche Kosten und Risiken kommen auf Anleger zu und welchen Kriterien sollte eine nachhaltige Geldanlage gerecht werden?
Eine Frage der Moral
Nachhaltigkeit ist ein großes Thema in unserer Gesellschaft und in vielen Bereichen des täglichen Lebens allgegenwärtig. Auf diesen Trend springen nun auch Anbieter von Kapitalanlagen auf, bieten immer neue Angebote an, sogar für Girokonten. Bei dieser großen Zahl von Angeboten ist es nicht leicht, den Überblick zu bewahren.
Zudem ist das Thema Nachhaltigkeit breitgefächert und so stellt sich die Frage, welchen sozialen, ethischen oder ökologischen Kriterien eine nachhaltige Geldanlage gerecht werden sollte. Problematisch ist hierbei die Subjektivität, denn jeder Mensch hat ein ganz persönliches, eigenes Empfinden von Nachhaltigkeit. Einen einheitlichen Maßstab dafür zu finden, ist schier unmöglich. Schon die grundlegendsten Arten von Investments können hier in Frage gestellt werden. Ist ein Investment in Staatsanleihen der Bundesrepublik Deutschland, welche Rüstungsexporte in fragwürdige Länder fördert, nachhaltig? Und wie nachhaltig ist es, in Unternehmen zu investieren, die Menschen in armen Regionen die Wasservorräte wegnehmen, Kinderarbeit fördern oder umweltschädliche Pflanzenschutzmittel verwenden? All diese Fragen muss man für sich selbst und individuell beantworten.


Die guten Gedanken ins Portfolio bringen
Im Portfoliomanagement wird nun versucht, all diese guten Gedanken zu strukturieren. So gibt es die Möglichkeiten von Kriterienkatalogen. Eine sehr bekannte Methode sind dabei die ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance), hierbei geht es um Umwelt, Soziales und die Unternehmensführung. Obwohl auch diese Kriterien die eigenen Anforderungen nicht zwangsläufig 1:1 abbilden, bilden sie einen guten Startpunkt für die Auswahl der Wertpapiere. Dabei werden ESG-Filter eingesetzt. Man geht zunächst von dem gesamten Anlageuniversum aus und packt all das in den Filter. Anschließend bleiben die Wertpapiere übrig, die den Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Meist bleiben allerdings nur wenige Titel übrig, je nachdem wie streng man die Kriterien ansetzt. Entsprechend werden die Filterkriterien häufig “aufgeweicht”. Die Kompromissbereitschaft und Akzeptanz für Unternehmen, die den eigenen Kriterien nicht auf ganzer Linie entsprechen, steigt.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Generell gilt, je weniger Wertpapiere übrig bleiben desto weniger Diversifikation herrscht vor. Diese mangelnde Streuung im Portfolio führt automatisch zu einem erhöhten Risiko. Die Gefahr dabei ist, dass deutlich mehr Geld verloren werden kann, als mit einem breitgestreuten Portfolio, welches in ein ungefiltertes Anlageuniversum investiert.
Neben der Diversifikation spielt auch das Thema Kosten im Portfolio eine wichtige Rolle. Nicht nur bei den klassischen Investments, sondern auch bei nachhaltigen Investments tragen niedrige Kosten zu einem höheren Anlageerfolg bei. Gerade hier gilt es bei nachhaltigen Angeboten ganz genau hinzuschauen, denn weil es ein Trendthema ist, wollen viele Anbieter an diesem Trend mit erheblichen Ausgabeaufschlägen und hohen Verwaltungsvergütungen partizipieren. Man zahlt dementsprechend im schlimmsten Fall viel Geld für ein stark konzentriertes Portfolio mit einem hohen Verlustpotential.
Zudem muss sich die Frage gestellt werden, wie nachhaltig der Anbieter selbst ist. Logischerweise macht es nur wenig Sinn, einen nachhaltigen Fonds zu erwerben, dessen Anbieter selbst nicht auf Nachhaltigkeit achtet. Man bezahlt paradoxerweise eine nicht nachhaltige Bank (oder Investmentgesellschaft) dafür, einen nachhaltigen Fonds zur Verfügung zu stellen.
Nicht nur in eine Richtung denken
Meint man es ernst mit dem Thema Nachhaltigkeit, so ist es unabdingbar, sich mit dem Impact auseinanderzusetzen, den das nachhaltige Verhalten haben soll. Dazu sollte man sich zunächst fragen, ob man Nachhaltigkeit tatsächlich über seine Geldanlage beeinflussen kann oder nicht doch mit dem Verhalten als Konsument am viel längeren Hebel sitzt. Schließlich hat man als Konsument die Macht, nicht nachhaltige Unternehmen zu boykottieren, indem man keine Produkte mehr von ihnen kauft. Umso mehr Personen daran partizipieren, desto größer der Effekt.
Denkbar wäre auch, sein Geld auf klassische Art und Weise zu investieren und einen Teil der generierten Renditen zu Spenden. Man hat dabei die volle Kontrolle, weil man selbst bestimmt, was mit dem Geld passiert und in welche nachhaltigen Projekte die Spenden fließen sollen.
Möchte man nachhaltig Investieren, so sollte einem bewusst sein, welche Risiken damit verbunden sind und diese teilweise höher ausfallen können, als bei ungefilterten Portfolios. Auch können die Kosten für eine nachhaltige Geldanlage sehr hoch ausfallen. Wichtig ist für sich selbst festzulegen, welchen Zweck die Geldanlage verfolgt und welche Kriterien für einen persönlich relevant sind, um danach den Anbieter und die Strategie der Kapitalanlage auszuwählen.