In den großen Industrienationen kommt das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben als Folge der Eindämmungsmaßnahmen der Corona-Epidemie komplett zum Erliegen. Während Ärzte und Pflegepersonal an ihre Grenzen gehen, ist der Rest der Bevölkerung dazu aufgerufen, sich zu isolieren.
Durch verhangene Ausgangssperren und Betriebsschließungen wird allerdings auch die Wirtschaft derzeit in Quarantäne versetzt. Die realwirtschaftlichen Auswirkungen waren bisher noch nicht messbar. Auch unter Experten gibt es unterschiedliche Meinungen dazu.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier rechnet damit, dass „die wirtschaftlichen Einbußen wahrscheinlich höher sein werden als in der letzten Wirtschaftskrise, in der Banken- und Börsenkrise”. Lars Feld, Vorsitzender der Wirtschaftsweisen, bezweifelt diese dystopischen Szenarien: „Wir gehen nicht davon aus, dass wir eine so schwierige Lage bekommen werden”, sagte er hoffnungsvoll.
Faktencheck
Nun werfen wir mal einen Blick auf die Fakten. Allmählich trudeln verschiedene Wirtschaftsdaten und Konjunkturindikatoren ein, die den beginnenden Einfluss der Corona-Krise bereits mit beinhalten.
In Deutschland wurde am Mittwoch der vielbeachtete ifo Geschäftsklimaindex für den März veröffentlicht. Der Index ist im aktuellen Monat auf 87,7 Punkte (von 96 Punkten im Februar) eingebrochen und zeigt damit den stärksten Rückgang seit 1991 und den niedrigsten Wert seit August 2009. Im Verarbeitenden Gewerbe sanken die Geschäftserwartungen so stark, wie noch nie in 70 Jahren Umfragen in der Industrie.
Auch das deutsche Konsumklima wurde durch das Coronavirus schwer infiziert. Der von der GfK für den April prognostizierte Konsumklimaindex sank auf einen Wert von 2,7 Punkten und damit den niedrigsten Wert seit Mai 2009.
Am Donnerstag wurde in den USA der wichtige Frühindikator „Initial Jobless Claims“ veröffentlicht, also die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. Die Anzahl der Antragsteller schoss sprunghaft auf einen Rekordwert von über 3 Millionen. Zur historischen Einordnung: Der bisherige Höchststand stammt aus 1982 mit ca. 700 Tausend Antragstellern. Mit den katastrophalen Zahlen endet in den USA eine Rekordserie im Wachstum der Erwerbstätigenzahl von 113 Monaten in Folge.
Dead-Cat-Bounce?
Betrachtet mal also die ersten verfügbaren fundamentalen Konjunkturindikatoren, so scheint ein Vergleich mit der Finanzkrise in 2008/2009 keineswegs übertrieben zu sein.
Die globalen Aktienmärkte haben bereits durch den Crash der letzten Wochen einen Teil der Entwicklung vorweggenommen und können diese Woche deutliche Kursgewinne verzeichnen. Aktuell überwiegt noch der stabilisierende Effekt der staatlichen Milliarden-Hilfsprogramme. Wie lange das Strohfeuer brennt, ist allerdings fraglich.
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