Suezkanal: Blockiertes Nadelöhr der Weltwirtschaft
Marktkommentar KW 12 | 2021
Bemerkenswert, was eine Havarie verursachen kann: Nachdem das 400 Meter lange Containerschiff der Reederei “Evergreen” (was für ein wunderschöner Name) den Suezkanal blockierte, wendeten sich Anleger in dieser Woche verstärkt dem Ölmarkt zu. Die Sperrung der für die Weltwirtschaft äußerst wichtigen Seehandelsroute hatte einen zwischenzeitlichen Anstieg der Preise für das schwarze Gold zur Folge. Öffnet diese Entwicklung nun erneut das Börsentor für die Rückkehr der zuletzt abgeklungenen Inflationssorgen?
Auch die globalen Aktienmärkte erlebten in den vergangenen Tagen eine regelrechte Havarie. Nach der Aktienrallye der vergangenen Wochen, die nahezu allen großen Indizes Rekordstände bescherte, gerieten sie nun deutlich unter Druck. Auch die wieder sinkenden US-Anleiherenditen konnten den Negativtrend an den Aktienmärkten nicht stoppen. Belastet wurden die Kurse neben dem starken Ölpreis durch Aussagen von Fed-Chef Powell, der von einem vorsichtigen Zudrehen des Geldhahnes im Falle einer raschen wirtschaftlichen Erholung sprach – zu viel für die nervösen Märkte.
Erholung im Schneckentempo
Zwar wurde die Osterruhe nach einem Zickzack-Kurs der Bundesregierung wieder einkassiert, die derzeitigen Lockdown-Maßnahmen zur Bekämpfung der sich auftürmenden dritten Infektionswelle wurden jedoch erneut verlängert. Auch in vielen anderen Ländern Europas sieht die Impf- und Infektionslage nicht rosiger aus. Infolgedessen verschiebt sich die Wiedereröffnung der Wirtschaft in Europa – anders als in den USA – wahrscheinlich bis in den Sommer hinein. Die erkennbare Konsequenz des anhaltenden Lockdowns sind sich nun wieder verschlechternde Konjunkturprognosen für Europa, auch wenn der überraschend positiv ausgefallene Ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland etwas anderes aussagt. Grund für den Optimismus in der deutschen Industrie dürfte die anziehende Exportnachfrage aus den USA und China sein.
Auch der Euro musste die Tage gegenüber dem Dollar kräftig Federn lassen und bewegt sich auf ein Vier-Monats-Tief von 1,1761 Dollar zu. Geht der europäischen Hoffnung auf schnelle wirtschaftliche Erholung nun vollends die Puste aus?
Zur Beachtung: Frühere Wertentwicklungen lassen nicht auf zukünftige Renditen schließen. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung dar, eine Haftung ist ausgeschlossen.
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