Taper-Tan­trum: Schwel­len­länder erhöhen vor­sorg­lich den Zins

Markt­kom­mentar KW 33 | 2021

US-Notgroschen für die Wirtschaft

Die Rück­kehr alt­be­kannter Sorgen belas­teten diese Woche die Akti­en­märkte, da Anleger:innen eine zügi­gere Straf­fung der ame­ri­ka­ni­schen Geld­po­litik befürchten. Aus­löser sind die ver­öf­fent­lichten Sit­zungs­pro­to­kolle der Noten­bank Fed. In diesen wurde deut­lich, dass die meisten US-Wäh­rungs­hüter ein bal­diges Tape­ring – Her­un­ter­fahren der Anlei­hen­käufe durch die Noten­bank – erwarten. Wesent­li­cher Grund: Viele Experten sehen die Errei­chung des maß­geb­li­chen Beschäf­ti­gungs­ziel bis Ende des Jahres als gesi­chert an. Die mög­liche Wei­chen­stel­lung für den Kurs­wechsel könnten bereits in der kom­menden Woche ein­ge­leitet werden. Einige Noten­banken der Schwel­len­länder wie Bra­si­lien oder Russ­land haben das Zins­ni­veau bereits vor­sorg­lich ange­hoben, um einem erneuten „Taper-Tan­trum” wie 2013 zu ent­gehen. Damals hatte die Tape­ring-Ankün­di­gung der Fed einen „Wut­an­fall” der Märkte zufolge. Anleger:innen zogen ihr Kapital aus den Schwel­len­län­dern ab, weil sie in den USA wieder höhere Ren­diten erhielten. Wäh­rend­dessen scheint die EZB im Som­mer­ur­laub zu sein und die Flut­tore weit offen gelassen zu haben…

Schwa­cher Euro: Die Gemein­schafts­wäh­rung rutschte diese Woche unter 1,17 Dollar und damit auf den nied­rigsten Stand seit neun Monaten. Die Ent­wick­lung resul­tiert aber nicht aus einer expli­ziten Euro-Schwäche, son­dern aus der Stärke des Dol­lars. Anleger:innen sind auf­grund der gras­sie­renden Delta-Vari­ante des Coro­na­virus ver­un­si­chert und setzen auf den Green­back in seiner Funk­tion als Weltreservewährung.

China vs. USA: Wird Afgha­ni­stan zum nächsten Konflikt?

Unter­dessen gelang es den radikal-isla­mi­schen Taliban die Macht in Afgha­ni­stan zu über­nehmen. Wäh­rend hier­zu­lande das poli­ti­sche „blame game” bereits im vollen Gange ist und die USA ihr nächstes Saigon auf­ar­beiten müssen, scheint das geo­po­li­ti­sche Ereignis die Märkte auf den ersten Blick kalt zu lassen. Dabei hat das neue Regime am Hin­du­kusch das Poten­tial, die nächste Runde im Han­dels­krieg zwi­schen China und den USA ein­zu­läuten. Auf der einen Seite eva­ku­ieren die west­li­chen Länder ihre Staats­an­ge­hö­rigen Hals über Kopf und frieren das im Aus­land lie­gende Devi­sen­ver­mögen der afgha­ni­schen Zen­tral­bank (ca. 7 Mil­li­arden Dollar) ein. Auf der anderen Seite hin­gegen hält China seine Bot­schaft wei­terhin geöffnet und offe­riert den Taliban „freund­liche Bezie­hungen”. Ein Motiv für die Stra­tegie der chi­ne­si­schen Regie­rung dürfte die Hoff­nung auf lukra­tive Auf­träge sowie die För­de­rung von kost­baren Roh­stoffen sein. Dies dürfte auch den Taliban gelegen kommen, da es ohne Zugriff auf afgha­ni­sche Geld­re­serven oder Hilfs­güter an externen Geld­quellen man­gelt. Über­nimmt China nun die Schirm­herr­schaft in Afghanistan?

Zur Beach­tung: Frü­here Wert­ent­wick­lungen lassen nicht auf zukünf­tige Ren­diten schließen. Die in diesem Doku­ment ent­hal­tenen Infor­ma­tionen stellen keine Anla­ge­be­ra­tung dar, eine Haf­tung ist ausgeschlossen.