Die Causa Wirecard entwickelte sich diese Woche zu einem handfesten Wirtschafts-Thriller mit täglich neuen Höhepunkten.
Nach dem bekannt werden eines Bilanzlochs von 1,9 Mrd. Euro letzte Woche, trat der langjährige CEO Markus Braun umgehend zurück. Braun stand seit 2002 an der Spitze des Zahlungsdienstleisters. Am Montagabend erfolgte dann sogar die Verhaftung, nachdem der Wirecard-Vorstand zugeben musste, dass das Geld mit „überwiegender Wahrscheinlichkeit“ gar nicht existierte. Am Mittwochnachmittag wurde Braun gegen 5 Mio. Euro Kaution wieder aus der Haft entlassen. Am Donnerstagvormittag dann der nächste Paukenschlag. Der neue Vorstand stellte den Antrag auf Insolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Die bereits arg gebeutelte Aktie stürzte daraufhin ins Bodenlose und verlor damit dieses Jahr 98 % ihres Wertes. Anleger müssen nun mit einem Totalverlust rechnen. Auch Markus Braun als größter Wirecard-Aktionär verliert rechnerisch 1,5 Mrd. Euro.
Was ist die Moral von der Geschicht‘ ?
Einzelaktien gehören in des Kleinanlegers Portfolio nicht.
Aktien sind für die Kapitalanlage und Altersvorsorge unverzichtbar. Sie bieten langfristig auch im Niedrigzinsumsfeld und relativ zur Inflation ein unschlagbares Ertragspotential. Aber bitte nicht hoch konzentriert in Einzeltiteln. Die moderne Portfoliotheorie (z.B.: im Capital Asset Pricing Model) ist hier eindeutig. Die Übernahme des Einzelrisikos (unsystematisches Risiko) wird nämlich über keine Risikoprämie vergütet und sollte daher vermieden werden.
Investoren in global diversifizierte Aktienportfolios brauchen sich hingegen über Managementfehler, Betrugsfälle oder eine verfehlte Produktpolitik einzelner Unternehmen keine Sorgen machen. Viele Kommentatoren befürchten nun mit dem Wirecard-Skandal eine Beschädigung der Aktienkultur in Deutschland. Das Gegenteil ist der Fall. Der Betrugsfall bietet den Anlegern die Chance, sich endlich mit wissenschaftlich fundierten Anlagestrategien zu beschäftigen. Eine Aktienkultur a la „Volksaktie Telekom“ brauchen wir in Deutschland nicht.
Du möchtest unseren Marktkommentar nicht mehr verpassen? Dann lasse ihn Dir wöchentlich per Mail zukommen.
Zur Beachtung: Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung dar, eine Haftung ist ausgeschlossen.
Hinterlasse einen Kommentar