Wie bereits im letzten Marktkommentar befürchtet, wurde die letzte Arie in der Brexit-Operette noch nicht gesungen. Premierminister Boris Johnson musste erneut eine empfindliche Niederlage im heimischen Parlament einstecken. Das britische Unterhaus versagte ihm die sofortige Zustimmung zum ausgehandelten Deal mit der EU am letzten Samstag und vertagte die finale Entscheidung. Johnson musste daraufhin die EU um eine Verschiebung des Austrittsdatums vom 31.Oktober bitten. Die EU hielt sich offiziell bisher bedeckt, signalisierte unter der Hand aber Zustimmung zu einer moderaten Fristverlängerung von etwa drei Monaten. Nun strebt Boris Neuwahlen am 12. Dezember an. Zumindest scheint der No-Deal Brexit vorerst vom Tisch.
Groundhog Day
Der arg genervte Beobachter vom Kontinent fühlt sich mittlerweile in einer bizarren Zeitschleife gefangen, ähnlich wie im Filmklassiker über ein übergewichtiges Nagetier aus der amerikanischen Provinz.
Die Kapitalmärkte sind da pragmatischer und honorieren die immer wahrscheinlicher werdende Abwendung eines harten Brexits, eine zunehmende Entspannung im internationalen Handelskonflikt sowie ganz passable Quartalszahlen von US Unternehmen. Fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit kletterten die globalem Aktienindizes heimlich auf ein neues Allzeithoch!
Arrivederci Mario!
Im Euroland neigte sich in der Zwischenzeit eine Ära dem Ende. EZB-Präsident Mario Draghi leitete nach acht Jahren Amtszeit am Donnerstag seine letzte Ratssitzung in Frankfurt. Der Retter des Euro („Whatever it takes!“) und Mann des billigen Geldes hinterlässt als Abschiedsgeschenk einen unveränderten Leitzins von null Prozent für Refinanzierungen und ‑0,5 % Strafzinsen für Einlagen, sowie Anleihekäufe im Umfang von 20 Mrd. Euro monatlich ab November. Trotz ausgeprägter Kritik — vor allem aus Deutschland — wird von seiner Nachfolgerin, der bisherigen IWF Chefin Christine Lagarde, keine signifikante Änderung der ultra-expansiven Geldpolitik erwartet. Die Zinsen werden also weiterhin niedrig bleiben.
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