Die Coronakrise treibt weiter verrückte Blüten und macht auch vor dem Ölmarkt nicht Halt. Anfang der Woche kippte der Preis für amerikanisches Rohöl der Sorte WTI (West Texas Intermediate) für den Liefermonat Mai das erste Mal in der Geschichte ins Negative. Am Montagabend notierte der entsprechende Future-Kontrakt an der NYMEX in der Spitze bei minus 40 US-Dollar pro Fass. Käufer bekamen also neben dem Öl zusätzlich noch richtig viel Geld geschenkt. Wie kann das sein?
Bei dem entsprechenden Future handelt es sich um einen physisch abgewickelten Warenterminkontrakt. Das heißt, der Verkäufer muss das Öl zum spezifizierten Zeitpunkt tatsächlich liefern und der Käufer muss es auch abnehmen können. Der Lieferort ist ebenfalls festgelegt und liegt in Cushing in Oklahoma. Dort laufen durch die Corona-Pandemie langsam die Lager voll, denn durch den Lockdown und die damit verbundene Wirtschaftskrise ist die Öl-Nachfrage um bis zu 30 % eingebrochen. Die Fördermenge hat sich aber so schnell nicht reduziert, da viele Schieferölförderer trotz der gefallenen Preise weiter produzieren, um zumindest etwas Geld zu verdienen. In den USA gibt es also aufgrund dieser Ölschwemme ein akutes Lagerproblem und die Ölhändler bekamen es kurz vor dem Verfall des Mai Kontraktes mit schierer Panik zu tun und verkauften auch zu negativen Preisen.
Die Preise für längere Kontraktlaufzeiten notieren hingegen noch deutlich im positiven Bereich. Damit spricht man aktuell auch von einem Super-Contango, wenn die Terminkurve sehr steil verläuft.
Only bad news are good news?
An der Konjunkturfront wie eh und je nur schlechte Nachrichten. Die USA meldeten erneut 4,4 Millionen neue Arbeitslose und damit insgesamt 26 Millionen verlorene Jobs, oder 16 % der Erwerbspersonen. In Deutschland stürzt der vielbeachtete Ifo Geschäftsklimaindex am Freitag auf 74,3 Punkte und damit auf den niedrigsten jemals gemessenen Wert. Damit ist die Coronakrise nun endgültig bei den deutschen Unternehmen angekommen. Die Aktienmärkte juckt es wenig und sie halten sich recht stabil. Es fragt sich aber, wie lange das Narrativ der V‑Erholung noch aufrecht erhalten werden kann.
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