Die Woche stand ganz im Zeichen der EZB Sitzung am Donnerstag. Mario Draghi legt in seiner vorletzten Zinsentscheidung noch einmal kräftig nach und reduziert den Einlagenzinssatz auf minus 0,5 % von bisher minus 0,4 %. Finanzinstitute müssen damit also noch höhere Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssiges Geld bei der Zentralbank parken.
Außerdem soll über Anleihekäufe von 20 Mrd. EUR monatlich ab November wieder ordentlich Geld in die Märkte gepumpt werden.
Chart der Woche
Entwicklung des EZB Leitzins für Einlagen

Warum das ganze?
Draghi begründet die Schritte mit den gefallenen Inflationserwartungen in der Eurozone und aufgrund der schwächelnden Konjunktur. Außerdem betrachtet er die aktuellen geopolitischen Entwicklungen mit Sorge. Durch das viele billige Geld soll die Wirtschaft gestärkt und die Inflation angekurbelt werden. Ein gewisse Inflation (das EZB Ziel liegt bei knapp unter 2 %) ist wichtig, da dauerhaft fallende Preise (Deflation) als Gift für die Wirtschaft gelten.
Was bringt es?
Aktionäre und Häuslebauer freut es, da sich Immobilien und Unternehmensbeteiligungen günstiger refinanzieren lassen.
Die leidgeprüften deutschen Sparer müssen weiterhin ganz stark sein. Erste Geschäftsbanken drohen bereits mit Strafzinsen für Privatkunden. Das gute alte Kopfkissen könnte damit wieder mal zum Einsatz kommen.
Donald Trump ist ebenfalls „not amused“ und wittert durch einen erstarkenden Dollar Wettbewerbsnachteile für die amerikanische Exportwirtschaft. Per Twitter fordert er die US Notenbank Fed auf, es der EZB gleichzutun und damit den Dollar zu schwächen. Sehen wir hier die Anfänge eines neuen Währungskrieges?
Wie effektiv sind die Maßnahmen?
Nach vielen Jahren der Niedrigzinsphase ist das geldpolitische Schwert der EZB stumpf geworden. In der VWL spricht man auch von einer sogenannten Liquiditätsfalle, wenn die Geldpolitik ihre Wirkung verliert. Jetzt kann nur noch der Staat durch eine Ankurbelung der Wirtschaft aktiv werden. Die EZB sieht „Staaten ohne Haushaltsnöte“ also ganz speziell auch Deutschland in der fiskalpolitischen Verantwortung „wirksam und rechtzeitig“ zu handeln.
Wird jetzt Deutschland über höhere Staatsausgaben eingreifen oder hält die schwarze Null? Fragen über Fragen…
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