Nach dem großen Massaker an den globalen Aktienmärkten ging es diese Woche weiter zügig Richtung Süden. Verständlich, wenn ganze Volkswirtschaften plötzlich zum Stillstand kommen. Das deutsche Aktienbarometer DAX musste damit per 18.03. bereits 36 % Wertverlust im Jahr 2020 hinnehmen. Mittlerweile bieten aber die bisher als sicher geltenden Staatsanleihen auch keinen Schutz gegen Kursverluste mehr. Durch die nötig gewordenen Hilfspakete gegen die Corona-Krise müssen sich betroffene Staaten stärker verschulden und vermehrt Kredite aufnehmen. Die Kapitalmärkte müssen nun eine höhere Risikoprämie (Teil der Rendite) verlangen, was im Gegenzug zu einem Kursverlust der Anleihen führt. Am stärksten ist das bisher bei italienischen Staatsanleihen zu beobachten.
Klotzen statt kleckern
Die großen Zentralbanken versuchen weiter alles um gegenzusteuern. „Klotzen statt kleckern“ heißt die neue Devise.
Am Montag verkündete die amerikanische FED eine Reihe von Notmaßnahmen, wie eine Leitzinssenkung auf bis zu 0 %, ein 700 Mrd. USD Anleihenkaufprogramm und verschiedene Liquiditätsmaßnahmen.
Die EZB legte am Donnerstag ebenfalls ein neues Notfallprogramm nach. Nach dem am Markt wirkungslos verpufften Hilfspäckchen der letzten Woche, holt Christine Lagarde diesmal die großen Kanonen raus. Für bis zu 750 Mrd. Euro sollen Anleihen der öffentlichen Hand und von Privatunternehmen gekauft werden. Mit dem PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) sollen durch die Corona-Krise besonders belastete Staaten und Wirtschaftssektoren unterstützt werden. Die EZB will damit auch die bereits stark auseinanderdriftenden Zinsunterschiede (Spreads) innerhalb der Eurozone (z. B.: für Italien und Spanien) begrenzen.
Die USA fahren ebenfalls die schweren Geschütze auf, um den Absturz der US-Wirtschaft zu verhindern. Die Trump-Administration setzt ein Hilfspaket von mehr als einer Billion Dollar auf. Neben der Unterstützung von Fluglinien und kleineren Unternehmen, regnet es bald für Millionen von Amerikanern sogenanntes „Helikoptergeld“. Die Idee des Geldabwurfs stammt ursprünglich aus den Sechzigern, von Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman, um die Geldmenge schnell auszuweiten und drohende Deflation zu bekämpfen. Bis vor kurzem unter Ökonomen eine abwegige Idee, aber Corona macht‘s möglich. Im aktuellen Fall soll jeder Amerikaner einen Scheck über 1.000 USD erhalten, Millionäre ausgenommen.
Wie geht’s weiter?
Die Märkte reagieren auf die globalen Hilfspakete vorerst zurückhaltend positiv. Die nähere Zukunft wird aber nach wie vor von der Ausbreitung der Virus-Pandemie und der Entwicklung von Therapiemöglichkeiten bestimmt. Geldpolitische und fiskalpolitische Maßnahmen können hier nur die schlimmsten Symptome lindern. Ein Abrutschen in eine globale Rezession wird wohl nicht mehr zu verhindern sein.
Gerade für viele Startups wird die Krise zu einer Bewährungsprobe. Ihr Umgang mit den Entwicklungen wird wegweisend für die eigene Existenz sein. Eine Branche, die scheinbar schon jetzt den Erwartungen ihrer Kunden nicht gerecht werden konnte, ist die der Robo Advisor. Ihre Anlagekonzepte scheinen durch den Virus als Schwarzen Schwan komplett entzaubert worden zu sein. Der Ausgang dieser Bewährungsprobe? Weiterhin offen.
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