Wert­si­che­rungs­stra­te­gien: Der Fall­schirm für Dein Port­folio — | Teil 1

In Zeiten extrem nied­riger oder sogar nega­tiver Zinsen für fest­ver­zins­liche Anlagen führt für ertrags­ori­en­tierte Anleger kein Weg an deut­lich risi­ko­rei­cheren Akti­en­in­vest­ments vorbei. Trotz der lang­fristig höheren Ren­diten können am Akti­en­markt jedoch kurz- bis mit­tel­fristig teils immense Wert­schwan­kungen auf­treten. In 2018 zum Bei­spiel verlor der DAX von seinem Höchst­stand bis zum Jah­res­ende immerhin fast 20 %. Wäh­rend der Finanz­krise in 2008 verlor der DAX sogar mehr als 40 %. Die Anleger müssen also den Spagat zwi­schen höherem Risiko und höheren Ren­diten leisten. Auch wenn sich die kurz­fris­tigen Wert­ver­luste über einen län­geren Anla­ge­ho­ri­zont meist wieder erholen, zeigt die Erfah­rung, dass sich viele ver­un­si­cherte Anleger nach einem Crash kom­plett aus dem Akti­en­markt zurück­ziehen und die anschlie­ßende Erho­lung verpassen.

Wert­si­che­rungs­stra­te­gien als Absi­che­rung in stür­mi­schen Zeiten

Eine mög­liche Ant­wort auf das Dilemma kann eine Wert­si­che­rungs­stra­tegie sein. Aktuell werden diese Invest­ment­me­thoden vor­wie­gend in der insti­tu­tio­nellen Ver­mö­gens­ver­wal­tung ein­ge­setzt. Die Ansätze sollen die mög­li­chen Kurs­ver­luste der Anleger begrenzen, wäh­rend eine Par­ti­zi­pa­tion an stei­genden Märkten wei­terhin ermög­licht wird. Dies kann durch die Fest­le­gung einer Wert­un­ter­grenze erfolgen, die wie­derum von der Höhe des Risi­ko­bud­gets des Anle­gers direkt abhängt.

Ein Bei­spiel:

Wert­un­ter­grenze = ein­ge­setztes Kapital — Risikobudget

Beträgt bei­spiels­weise das ein­ge­setzte Kapital 100 Euro und das Ver­lust­po­ten­zial soll auf 10 Euro beschränkt bleiben, dann bilden diese 10 Euro das Risi­ko­budget. Die Wert­un­ter­grenze ergibt sich dann aus 100 Euro — 10 Euro = 90 Euro.

Auch wenn Risi­ko­bud­gets und Wert­un­ter­grenzen stra­te­gie­be­dingt meist nicht fest garan­tiert sind, dienen sie als Richt­größen für die Opti­mie­rungs­pro­zesse einer Wertsicherungsstrategie.

In der nächsten Zeit stellen wir ver­schie­dene Absi­che­rungs­an­sätze im Port­fo­lio­ma­nage­ment vor und gehen auf deren Vor- und Nach­teile ein.

Die Buy-and-Hold Strategie

Wie der Name schon sagt, zielt die Buy-and-Hold Stra­tegie darauf ab, Aktien oder andere Wert­pa­piere zu kaufen und sie erstmal über einen län­geren Zeit­raum im Depot liegen zu lassen. Die Startal­lo­ka­tion des Basi­sport­fo­lios (z.B. 60 % Aktien und 40 % Geld­markt) wird in dieser Stra­tegie kon­stant bei­be­halten. Markt­schwan­kungen werden also nicht weiter beachtet.

Die Wert­ent­wick­lung des Port­fo­lios erfolgt linear zur Wert­ent­wick­lung des Akti­en­marktes, in diesem Bei­spiel zu 60 %. Dar­über hinaus ist das Port­folio immer min­des­tens so viel wert, wie die ursprüng­liche Geld­markt­an­lage. Die feste Wert­un­ter­grenze liegt hier bei 40 % des ein­ge­setzten Kapi­tals, wäh­rend das Port­folio nach oben unbe­grenzt an der Wert­ent­wick­lung des Akti­en­marktes teilnimmt.

Buy-and-Hold

Erläu­te­rung zum Chart:

60 % des Port­fo­lio­werts werden in Aktien inves­tiert. 40 % werden im sicheren Geld­markt geparkt.

Im schlech­testen Fall fällt der Wert des Akti­en­an­teils auf 0 % und es ver­bleiben 40 % des ursprüng­lich ein­ge­setzten Kapi­tals, wel­ches im Geld­markt geparkt wurde.

Bei stei­genden Akti­en­märkten par­ti­zi­piert der Port­fo­lio­wert zu 60 % d.h., steigen Aktien um 20 %, steigt der Port­fo­lio­wert um 12 % , steigen Aktien um 40 %, dann steigt der Port­fo­lio­wert um 24 % usw.

Vor­teile: Die Buy-and-Hold Stra­tegie ist ein­fach und kos­ten­günstig umzusetzen.

Nach­teile: Um eine gute Par­ti­zi­pa­tion am Akti­en­markt zu errei­chen, muss eine relativ hohe Akti­en­quote gefahren werden. Ent­spre­chend hoch sind also auch die Ver­lust­ri­siken und ent­spre­chend niedrig die Wertuntergrenze.

Die Con­stant-Mix Strategie

Bei der Con­stant-Mix Stra­tegie wird das Port­folio regel­mäßig umge­schichtet (sozu­sagen “kon­stant gemischt“), so dass das ursprüng­liche Misch­ver­hältnis (z.B. 60 % Aktien und 40 % Geld­markt) unab­hängig von der Markt­ent­wick­lung immer bei­be­halten wird. Dieses Umschichten nennt man auch Reba­lan­cing. Im stei­genden Markt müssen Aktien ver­kauft und im fal­lenden Markt Aktien zuge­kauft werden. Es han­delt sich folg­lich um eine anti­zy­kli­sche (kon­kave) Strategie.

Aktives Risikomanagement für Deine Geldanlage

Buy-and-Hold vs. Constant-Mix

Erläu­te­rung der Grafik:

60 % des Port­fo­lio­werts werden in Aktien inves­tiert. 40 % werden im sicheren Geld­markt geparkt. Das Port­folio wird rebalanciert.

Im schlech­testen Fall fällt der Wert des Akti­en­an­teils und es werden im fal­lenden Markt immer weiter Aktien nach­ge­kauft, um den Anteil bei 60 % zu halten. Der Port­fo­lio­wert kann gegen 0 % gehen.

Bei stei­genden Akti­en­märkten wird der Akti­en­an­teil immer wieder auf 60 % zurück­ge­fahren und damit die Par­ti­zi­pa­tion eingeschränkt.

Vor­teile: Die Con­stant-Mix Stra­tegie pro­fi­tiert von einem vola­tilen Akti­en­markt: Sie kauft, wenn der Markt fällt und ver­kauft, wenn der Markt steigt. In schwan­kungs­rei­chen Seit­wärts­märkten kann sie dem­nach eine ver­gleich­bare Buy-and-Hold Stra­tegie schlagen.

Nach­teile: In stark aus­ge­prägten Trend­märkten per­formt die Con­stant-Mix Stra­tegie schlechter als eine ver­gleich­bare Buy-and-Hold Stra­tegie. Eine feste Wert­un­ter­grenze kann nicht garan­tiert werden, da selbst wäh­rend eines Akti­en­crashs immer weiter Aktien zuge­kauft werden.

Als nächstes stellen wir die Con­stant-Pro­por­tion-Port­folio-Insu­rance (CPPI) Stra­tegie und die Value at Risk Stra­tegie vor.