Die gefräßige Inflation — Wie die Inflation für Sparer zum Problem wird

Laut aktueller Information der Bundesbank in Frankfurt ist das ersparte Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland zum Ende des ersten Quartals 2019 auf einen Rekordwert von 6.170 Milliarden Euro gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs von 153 Milliarden Euro oder 2,6 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2018.
Trotz Zinsflaute, also Phasen, in denen Anleger durch niedrige Zinsen nur kleine Renditen erwirtschaften können, setzen die Bundesbürger weiter auf risikoarme und liquide Anlagen wie Bankeinlagen auf dem Girokonto und Tagesgeldkonten sowie Bargeld.1
Die Verzinsung dieser Geldmittel orientiert sich an der Rendite für deutsche Bundesanleihen2, die aktuell sogar negativ rentieren. Die Negativzinsen entstehen dadurch, dass Bundesanleihen als vergleichsweise sichere Anlagen weltweit so begehrt sind, dass Anleger sogar drauf zahlen um dem deutschen Staat Geld zu leihen. Das wiederum hat einen negativen Einfluss auf die Verzinsung des Sparguthabens der Anleger von Bankeinlagen und Bargeld, welche von der Rendite der Bundesanleihen abhängt.
Was heißt das für die Anleger, die aktuell keine oder sehr geringe Zinsen für ihre Sparguthaben erhalten?
Zieht man von den geringen oder nicht vorhandenen Zinserträgen zusätzlich die Inflation ab, verringert sich die Kaufkraft dramatisch über die Zeit. Auch hier kommt der mächtige Zinseszinseffekt zum Tragen und nagt in Form von negativer Realverzinsung (Nominalzins-Inflationsrate) am Vermögen der Anleger.3 Der Aufbau einer erträglichen Altersvorsorge wird damit zunehmend schwieriger oder sogar unmöglich.
Ein einfaches Beispiel soll den Inflationseffekt verdeutlichen:
Sparverzinsung (Nominalzins): 0,5 %
Aktuelle Inflationsrate: 1,6 %
Realzins: 0,5 % — 1,6 % = ‑1,1 %
Anlagezeitraum: 30 Jahre
Anlagesumme: 50.000 €

Die Kaufkraft einer heutigen Anlage von 50.000 €, die zu 0,5 % verzinst ist, würde durch die aktuelle Inflationsrate von 1,6 % über 30 Jahre auf einen Wert von 35.881 € schrumpfen. Das entspricht einem kumulierten Kaufkraftverlust von etwa ‑28 %.
Sonst frisst es die Inflation…
Das Beispiel zeigt also, dass sich über risikoarme Bankeinlagen mit Niedrigverzinsung aktuell keine auskömmliche Altersvorsorge aufbauen lässt. Allein für den Erhalt der heutigen Kaufkraft sollten mindestens Erträge in Höhe der Inflationsrate erwirtschaftet werden.
Wollen die Anleger einen realen Wertzuwachs ihres Vermögens erreichen, so kommen sie an riskanteren Kapitalanlagen wie Aktien nicht vorbei.
Deshalb wollen wir in einem folgenden Artikel erläutern, wie sich die höheren Risiken am Kapitalmarkt sinnvoll steuern lassen, ohne auf Rendite verzichten zu müssen.
1 Geldmittel gelten als risikoarm, wenn sie nur sehr geringen (Markt-)Schwankungen ausgesetzt sind und als liquide oder flüssig, wenn sie umgehend zur Zahlung bereitstehen bzw. bei Bedarf in Geld umgewandelt werden können.
2 Eine deutsche Bundesanleihe, ist ein Wertpapier, welches von Deutschland als Staatsanleihe vergeben wird. Mit diesem Prozess kann sich der Staat Geld leihen und bei Bedarf Ausgaben finanzieren.
3 Wenn Zinserträge wieder angelegt werden, erhöht sich der ursprüngliche Anlagebetrag. In jeder kommenden Periode wird dann ein jeweils höherer Betrag verzinst. Somit kommt es zum Zinseszinseffekt, der zu exponentiellem Vermögenswachstum führen kann. Wenn nun aber die Inflationsrate höher ist als der Zinssatz — was als negativer Realzins bezeichnet wird, da die Inflationsrate über dem Nominalzins (der jährlichen Verzinsung des Darlehens) liegt — verringert sich die Kaufkraft über die Zeit.
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