Wer hat’s erfunden? — Die Geschichte des Investmentfonds
Heutzutage erfreuen sich Investmentfonds dank Risikostreuung, Anlegerschutz und professionellem Fondsmanagement großer Beliebtheit. Aber wer kam eigentlich auf die Idee, Anleger und Sparer durch ein kleines Investment in einen Fonds am großen Marktgeschehen teilhaben zu lassen? Um die komplette Geschichte des Investmentfonds zu verstehen, muss man bis ins 18. Jahrhundert zurückreisen.
Der Investment-Pionier
Der niederländische Kaufmann Abraham van Ketwich, geboren am 19. April 1744, erlebte eine der ersten großen Finanzkrisen überhaupt. Diese verursachte den Untergang zahlreicher Bankhäuser in Großbritannien, den Niederlanden und Frankreich. Logischerweise trafen die Konsequenzen davon vor allem die Kunden, die diesen Banken ihr Geld anvertraut und sich auf sie verlassen hatten. Genau diese Anleger wollte der Niederländer in Zukunft vor solchen Katastrophen schützen und ihnen mit dem allerersten Investmentfonds unserer Geschichte einen sicheren Ort für ihr Kapital geben und die Möglichkeit eröffnen, dieses zu vermehren.
Eintracht macht stark
Ganz nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ gab er dem Fond den Namen „Eendracht Maakt Magt“ (Eintracht macht stark). Das Prinzip dieses Fonds ist im Wesentlichen das Gleiche, was wir uns heute noch unter einem Investmentfonds vorstellen. Mehrere Anleger vertrauten Van Ketwich kleine oder auch größere Summen ihres Privatvermögens an, welche der Kaufmann dann in verschiedenen Wertpapieren anlegte. Schon damals verfolgte er dabei einen Grundsatz, der sich bis heute bewährt hat: dem Verzicht auf Einzelwerte und der Nutzung einer globalen, breiten Streuung, die damit einhergeht. Folglich wurde nicht nur in Europäischen Unternehmen Geld angelegt, sondern auch in den damaligen Kolonien in Mittel- und Südamerika. Da es zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht allzu viele Aktien gab, wurden vorwiegend Staats- und Unternehmensanleihen erworben.
Die Kunden, die sich auf Van Ketwich verließen, sollten nicht enttäuscht werden — der Niederländer gewährte ihnen verlässlich eine Rendite von vier Prozent. Dem gegenüber standen für heutige Verhältnisse sehr geringe Kosten, denn Anleger mussten lediglich einen Ausgabeaufschlag von 0,5 Prozent, sowie eine Managementgebühr von 0,2 Prozent pro Jahr zahlen. Einige Jahre später legte er einen zweiten Fonds auf, der sogar einen noch größeren Ertrag von sechs Prozent versprach. „Eendracht Maakt Magt“ konnte seine Stärke damit durchaus beweisen und sich ganze 114 Jahre halten.
Übrigens hat der Bundesverband Investment und Asset Management e.V. zu Ehren des ersten Fonds und seinem Schöpfer, den Geburtstag von Abraham van Ketwich zum Weltfondstag erkoren.
Old but Gold
Im Jahre 1928 wurde der älteste Fonds aufgelegt, der noch heute existiert. Die amerikanische Gesellschaft Pioneer Investments taufte ihren Fonds auf „Pioneer Fund“ und stattete ihn hauptsächlich mit Aktien lokaler Großunternehmen aus. Auch dieser Fonds macht seinem Namen alle Ehre: Mit einer durchschnittlichen Rendite von 11,5 Prozent ist und bleibt er ein echter Pionier in der Branche. Insgesamt konnte der Fonds seit seinem Start einen Gesamtwertzuwachs von knapp 1.900 Prozent verbuchen.
Erster deutscher Fonds
Deutschland hat für die ganze Sache etwas länger gebraucht. In den Nachkriegsjahren benötigten deutsche Unternehmen dringend Geld, um in den Wiederaufbau der Produktion investieren zu können. Die Investmentgesellschaft ADIG erkannte die Zeichen der Zeit und rief 1950 den Aktienfonds Fondak ins Leben. Dieser war sofort ein Erfolg — allein zwischen 1950 und 1959 konnte er eine Performance von 1.024 Prozent erzielen. In den 69 Jahren seines Bestehens erzielte er eine jährliche Durchschnittsperformance von 18,2 Prozent und generiert einen durchschnittlichen Ertrag von 10,5 Prozent jährlich.
Der Erfolg geht weiter
Fondsmanager aus aller Welt verwalten heutzutage mehr als 31 Billionen Euro. Das ist fast das Zehnfache des deutschen Bruttoinlandsprodukts aus dem vergangenen Jahr. Allein 2,8 Billionen Euro davon stammen von Anlegern aus Deutschland.
Weltweit gibt es zur Zeit 110.000 Fonds, die um die Gunst der Anleger buhlen. Rund 22.000 davon sind auch in der Bundesrepublik verfügbar.
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