Warum entscheidet man sich eigentlich dazu, scheinbar aus dem Nichts ein Fintech-Startup in Leipzig zu gründen? In einem Gespräch über die Entstehungsgeschichte von EVERGREEN als Startup, erzählt Gründer Iven Kurz von den Beweggründen, die ihn in diesem Prozess angetrieben und motiviert haben.
Der Weg zum Startup
Da EVERGREEN als Startup als Idee im Kopf von Iven Kurz entstand, fängt diese Geschichte damit an, den Werdegang von Gründer Iven zu schildern: Wann und wie entstand der Wunsch nach Selbstständigkeit?
Nach seinem BWL-Studium (Schwerpunkt Finanzanalyse) in Leipzig, hat Iven insgesamt 16 Jahre lang in der Bankenbranche gearbeitet. Zunächst trieb es ihn in die Finanzmetropole Frankfurt am Main, wo er bei Metzler als Portfoliomanager angestellt war und insbesondere dafür zuständig war, den Bereich der quantitativen Fondsmanagement-Methoden mit aufzubauen. Anschließend arbeitete Iven bei Lampe Asset Management, einer Tochtergesellschaft vom Bankhaus Lampe. Dort bestand seine Hauptaufgabe darin, systematische Anlagestrategien, die vorher nur institutionellen Anlegern vorbehalten waren, erstmals auch für vermögende Privatkunden zugänglich zu machen.
In diesen 16 Jahren als Portfoliomanager sind ihm zwei Dinge bewusst geworden:
Zwei Erkenntnisse, die letztendlich maßgeblich zur Gründung von EVERGREEN als Startup beitrugen.
Zum einen, dass Kapitalmärkte nicht prognostizierbar sein können. „Das ist ein Fakt, der mittlerweile so oft empirisch belegt wurde. Egal, wie oft einem das Gegenteil suggeriert werden soll“, erklärt der Firmengründer. Strategien, die sich darauf berufen die Zukunft der Kapitalmärkte doch vorher einschätzen zu können, lehnt er folglich ab.
Die zweite wichtige Einsicht, die Iven gewann war, dass die Finanzbranche bisher von Intransparenz lebte und lebt. Im Grunde genommen wird es Anlegern nicht ausreichend vermittelt, was genau mit den 1,5 Prozent passiert, die sie für eine Investition zu zahlen haben.
Für die Bankhäuser natürlich nicht schlecht: Mit dem Bewerben von 1,5 % für besonders kompetente, langwierige Beratung, außerordentlich genau ausgewählten Portfolios, sowie dem Versprechen einer hohen Rendite, lassen sich Kunden gut anlocken. Dafür zahlt man schließlich gern ein bisschen mehr.
Der Wille zum Wandel
Aber führen die höheren Gebühren tatsächlich zu einer rentableren Anlage? Der EVERGREEN-Gründer erkennt darin ganz klar einen Trugschluss.
Die Formel: Mehr Geld = Besseres Produkt, greift bei der Finanzanlage nicht. Wer viel Geld für eine Investition bezahlt, profitiert nicht von einer besonders hohen Rendite. Im Gegenteil: Der Ertrag einer Investition wird durch hohe Kosten nur geschmälert.
-Iven Kurz
Dass das so ist, kann mit Intransparenz gut kaschiert werden. Für Iven ist und bleibt diese branchencharakteristische Intransparenz seitdem eine nicht vertretbare Abhängigkeit.
Nun stellt sich die Frage, wie man aus dieser Abhängigkeit rauskommt. Aus der Routine der Wertschöpfungskette von etablierten Bankhäusern auszubrechen ist nicht nur äußerst schwierig, sondern auch ein Schritt, der sehr unwahrscheinlich eingeleitet werden würde. Warum weniger als 1 % verlangen, wenn man auch 1,5 % als Gebühr bekommt? Schließlich lebt eine ganze Branche recht gut von der geringen Preissensitivität der Anleger. Als Angestellter einer Bank, wäre es nicht möglich gewesen, die Gebühren auf eine solche Art und Weise anzupassen. Keine Bank wäre daran interessiert, ihren Ertrag entsprechend zu dämpfen. Er würde damit immer an Grenzen der Einflussnahme stoßen, schlussfolgerte Iven.
Die Konsequenz daraus ist die Selbstständigkeit. Von vornherein alles anders machen: keine Intransparenz, keine Marktprognosen. Dafür fair und preisgünstig und das für Alle. Auch für die, die nur einen Euro beiseitelegen können.
Im Sommer 2018 spielte Iven die Idee eines eigenen Startups bereits vermehrt im Kopf durch. An fachlichem Wissen und Erfahrung mangelte es ihm nicht und auch die Vision einer hochqualitativen Geldanlage zu einem möglichst niedrigen Preis wurde immer stärker. Im Grunde genommen stand alldem nichts mehr im Weg und so entschloss er sich, den ersten Schritt zu gehen und sein Startup EVERGREEN zu gründen.
EVERGREEN soll sich abheben
Wo diese Vision ihren Hauptsitz haben sollte, musste zunächst einmal geklärt werden . Einen Klassiker wie Hamburg, Berlin, München oder Frankfurt wählen? Für Iven kam das nicht in Frage. Wenn man sich gegen das klassische System der Banken positionieren will, kann man das schließlich auch örtlich tun. Die Wahl seines Heimatortes Leipzig zeige einmal mehr die Andersartigkeit des Fintech-Startups, so Iven.
Die nun folgenden Schritte bestanden ausschließlich aus Bürokratie. Genehmigungen wurden eingeholt, Steuerberater gesucht und gefunden, Notar-Besuche wurden zur Regelmäßigkeit und eine komplette Satzung mit Sinn, Zweck und Rechtsform der Gesellschaft wurde verfasst.
Hinzu kommt die Frage nach der Finanzierung. Anstatt sich bei der Bank um einen Kredit zu bemühen, entschied sich Kurz für einen Business-Angel. Jemand, der eben nicht nur finanziert, sondern den Aufbau eines Startups auch mit Tipps und Ratschlägen begleitet. Einen solchen Engel hat Kurz in einem amerikanischen Investor finden können.
Fortan ging es mit noch mehr Bürokratie weiter. „Viel Zeit, viel Geld und wenig Spaß“, heißt die Bilanz des Gründers über die Bürokratie- und Finanzierungsphase. Aber natürlich war es all das wert.
Endlich praktischer wird es im November und Dezember 2018. Der nächste Schritt bestand aus der Suche nach einem geeigneten Büro nach geeigneten Mitarbeitern, mit denen man dieses füllen konnte. Ob Letzteres so ganz ohne Internetseite und großartige Bekanntheit klappen würde? Laut Iven besser als erhofft.
„Entgegen aller Befürchtungen gab es super viele tolle Interessenten und von all diesen tollen Leuten haben wir die Tollsten zusammenbekommen.“
-Iven Kurz
Nachdem das Büro anschließend mit Tischen, Computern, Lichtern und – ganz wichtig – einer Kaffeemaschine ausgestattet war, konnten diese frischernannten Mitarbeiter dann tatsächlich im März 2019 loslegen und das Startup EVERGREEN konnte anfangen zu wachsen.
Wie turbulent unser erstes Jahr dann abgelaufen ist, liest Du hier bald im zweiten Teil unserer Entstehungsgeschichte.
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