ETF — beliebte Bausteine zum niedrigen Preis?
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Einer der großen Vorteile von ETFs: die geringen Kosten im Vergleich zu anderen Geldanlagen. Kostenkontrolle ist jedoch auch bei der Geldanlage in ETFs ein wichtiger Faktor. Denn die Kosten liegen höher als auf den ersten Blick ersichtlich.
Was ist ein ETF?
Zunächst einmal die Basics: ETF steht für Exchange Traded Fund. Übersetzt heißt das: börsengehandelter Fonds. Die Bezeichnung wird auch als Synonym für passiv gemanagte Indexfonds genutzt, da diese ursprünglich die einzigen an Börsen gehandelten Fonds waren.
Im Gegensatz zu “aktiven Fonds”, bei denen ein Fondsmanager versucht, durch Kauf und Verkauf der Fondsbestandteile (den einzelnen Wertpapieren im Fonds) den Ertrag zu optimieren, bildet ein Indexfonds (ETF) ein definiertes Universum von Wertpapieren starr ab. Dieses Universum kann ein Index wie der DAX (deutscher Aktienindex bestehend aus 30 deutschen Aktien) sein. In diesem Fall vollzieht der DAX-ETF die Entwicklung des DAX-Index 1:1 nach.
So werden ETF gemanagt
Um die Wertentwicklung des zugrundeliegenden Index abzubilden, gibt es unterschiedliche Ansätze:
- Physische Nachbildung durch Full Replication: Alle Bestandteile des Index werden im Fonds anteilig gehalten. Diese Methode ist nur für kleinere Indizes mit liquiden Bestandteilen geeignet.
- Physische Nachbildung durch Sampling: Es wird nur eine Teilmenge der Indexbestandteile gekauft. Diese Methode wird oft bei größeren Indizes mit einigen illiquiden Titeln genutzt.
- Synthetische Nachbildung: Die Indexperformance wird über Swapgeschäfte generiert. Diese Methode bietet sich bei stark illiquiden Indizes oder auch im Rohstoffbereich an.
Handel direkt an der Börse
Im Gegensatz zu traditionellen Investmentfonds werden ETFs, wie der Name schon sagt, direkt an der Börse gehandelt. Dabei sorgen Market Maker für Liquidität, indem sie fortlaufend Ankaufs- und Verkaufskurse stellen.
Bei ETFs gibt es daher keinen Ausgabeaufschlag durch die Investmentgesellschaft. Allerdings quotiert der Market Maker eine Geld-Brief-Spanne, die sich beim Anleger wie ein sehr kleiner Ausgabeaufschlag auswirkt.
Warum sind ETFs so beliebt?
ETFs sind bekannt für ihre niedrigen Gebühren von durchschnittlich 0,25 % pro Jahr (TER). Eine große Anzahl von finanzwirtschaftlichen Studien beschäftigen sich mit der historischen Performance von aktiv gemanagten Fonds nach Kosten. Die überwiegende Mehrheit kommt zu dem Ergebnis, dass hochpreisige aktive Fonds (als Gruppe) langfristig ihre jeweiligen Vergleichsbenchmarks nach Kosten nicht nur nicht schlagen, sondern sogar deutlich underperformen.
Die Gebühren von “aktiven” Fonds liegen mit durchschnittlich 1,50 % bis 2,00 % pro Jahr deutlich über den von ETFs, da die „aktive“ Leistung des Fondsmanagers bezahlt werden muss. Allerdings lassen sich die höheren Gebühren erfahrungsgemäß nur in den seltensten Fällen durch eine bessere Wertentwicklung rechtfertigen. Immerhin muss der Fondsmanager zunächst die Gebührendifferenz von bis zu 1,80 % jedes Jahr aufholen, bevor er den gleichen Ertrag eines vergleichbaren ETFs erreichen kann.
Auf Basis dieser Erkenntnisse erklärt sich auch der Erfolg von passiven und damit deutlich günstigeren Investmentprodukten, wie ETFs, in den letzten zehn Jahren.
Welche Kosten erwarten mich — TER vs TCO
Nun wollen wir uns mal die einzelnen Kostenbestandteile von ETFs anschauen.
Denn auch ETFs beinhalten eine Reihe von zusätzlichen (unsichtbaren) Kosten, die an der Rendite zehren. Und aufgrund ihrer passiven Anlagestrategien, die auf Indexreplikation ausgerichtet sind, bleibt unter dem Strich meist eine Underperformance zum Index.
Kosten auf Fondsebene
Verwaltungsgebühren: Das sind Kosten, die hauptsächlich für das Portfolio-Management und die Indexnachbildung anfallen. Außerdem entstehen Kosten für Wirtschaftsprüfung und Revision.
Depotbankgebühren: Bei dem Fondsvermögen des ETF handelt es sich um sogenanntes Sondervermögen, d.h., die Wertpapiere des ETF werden in einem gesonderten Depot verwahrt. Dafür entstehen Kosten bei der jeweiligen Depotbank.
Lizenzgebühren: Der Index-Anbieter erhält eine Gebühr für die Nutzung des Index.
Vertriebsgebühren: Kosten für Marketing und Vertrieb.
Transaktionsgebühren: Für die regelmäßige Anpassung des Portfolios (Rebalancing) entstehen Handelskosten bei physisch replizierenden Fonds. Synthetische ETFs müssen eine Swap-Gebühr an die Gegenpartei entrichten.
Erträge aus Wertpapierleihe: Verleiht der ETF einzelne Wertpapiere aus dem Bestand, kann ein Zusatzertrag generiert werden.
Replikationsfehler / Tracking-Differenz: Diese Kennzahl beschreibt die Abweichung der ETF-Rendite von der Index-Rendite. Diese kann negativ oder auch positiv ausfallen (z. B.: im Fall von hohen Zusatzerträgen durch Wertpapierleihe).
Kosten auf Anlegerebene
Ausgabeaufschläge bei Sparplänen: Wird der ETF im Rahmen eines Sparplans erworben, entstehen in der Regel Kosten in Form von Ausgabeaufschlägen. Üblich sind bei ETFs um die 1,5 %.
Transaktionskosten bei Handel: Beim Handel von Einmalanlagen in ETFs entstehen Transaktionskosten durch die Geld-/Briefspanne, die vom Market Maker quotiert wird. Weiterhin entstehen Kosten in Form von Ordergebühren für den ausführenden Broker.
Geld/Brief Spread: Geld: 39,954 Brief: 39,969
Ordergebühren (z.B. bei Comdirect): ca. 20 € für 5.000 €
Gesamtkosten einer ETF-Anlage (Total Cost of Ownership)
Sparplan auf 5.000 €
Haltedauer 5 Jahre
Tracking Differenz über 10 Jahre: ‑0,34 % p.a.
Ausgabeaufschlag Sparplan: ‑0,3 % p.a.
Ordergebühren Online Broker Verkauf: ‑0,08 % p.a.
Geld-/Briefspanne Kauf/Verkauf: ‑0,01 % p.a.
Gesamtkosten ETF Anlage Sparplan: 0,73 % p.a.
Einmalanlage 5.000 €
Tracking Differenz über 10 Jahre: ‑0,34 % p.a.
Ordergebühren Online Broker Kauf: ‑0,08 % p.a.
Ordergebühren Online Broker Verkauf: ‑0,08 % p.a.
Geld-/Briefspanne Kauf/Verkauf: ‑0,01 % p.a.
Gesamtkosten ETF Einmalanlage: 0,51 % p.a.
Fazit
Beleuchtet man alle Kosten einer ETF-Anlage wird klar, dass ein Investment in globale Kapitalmärkte selbst mit den günstigsten Anlagevehikeln nicht umsonst zu haben ist. In unserem Beispiel kalkulieren wir mit jährlichen Kosten zwischen 0,51 % p.a. und 0,73 % p.a. die an der Rendite zehren. Dabei spielt auch die Art des Erwerbs und die damit verbundenen Transaktionskosten eine große Rolle. Ein regelmäßiger Sparplan wird dadurch deutlich teurer als eine Einmalanlage.
Diese Kosten gelten lediglich für statische Investments. Wird die Anlage regelmäßig angepasst (Rebalancing auf Anlegerebene), fallen zusätzliche Transaktionskosten an, die nicht vernachlässigt werden sollten.
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guten Morgen, da jeder Börsendienst sich als unvergleichlich, exzellent etc lobt und ebensolche Gewinne auslobt, unterscheidet sich die reale Qualität. Diese ist für mich als relativer Börsenlaie schwierig auszuloten. Somit werde ich Ihre Infos mit Interesse lesen. Viele Grüße Monika Borggräfe
Das freut uns außerordentlich. Wir werden Sie nicht enttäuschen.
Beste Grüße,
Iven Kurz