Tagebucheintrag 32: Wie jetzt – „klimaneutral“?
Hallo Welt!
In meiner neuen Rolle als CSR-Managerin hat mich ein Thema in letzter Zeit ganz schön umgetrieben: Was bedeuten die Begriffe klimaneutral, treibhausgasneutral, CO2-neutral und Net Zero eigentlich genau? Und was davon trifft denn nun wirklich auf EVERGREEN zu?
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, habe ich viel recherchiert, denn offensichtlich ist man sich nicht ganz einig, wann welche Begriffsverwendung angemessen ist. Aber wenn ich eins in meinen ersten Wochen bei EVERGREEN gelernt habe, dann, dass man bestehende Konzepte hinterfragen kann und Transparenz an erster Stelle steht. Also los, hier sind meine Ergebnisse:
1. CO2-neutral = carbon neutral = Netto-Null-CO2
= Erst werden CO2-Emissionen reduziert, dann erst werden die unvermeidbaren CO2-Emissionen kompensiert.
Kritik: Der Begriff wird als vage angesehen, und das Ziel der CO2-Neutralität gilt maximal als Übergangslösung.
2. Treibhausgasneutral
= Erst werden Treibhausgas-Emissionen reduziert, dann erst werden die unvermeidbaren Treibhausgas-Emissionen kompensiert. Neben CO2 gibt es noch weitere Treibhausgase, zum Beispiel Methan und Lachgas. Die werden vor allem bei landwirtschaftlichen Prozessen freigesetzt.
Kritik: Der Begriff wird kaum genutzt, denn noch schwieriger, als zuverlässig CO2-Emissionen zu messen, ist es, alle Treibhausgas-Emissionen zu messen. Falls alle Treibhausgas-Emissionen in die Bilanz einbezogen werden, werden diese in der Regel in CO2-Äquivalenten angegeben. Und damit ist man doch wieder beim CO2. Außerdem ist manchen der Begriff sicherlich zu sperrig.
3. Net Zero = Netto-Null
= Erst werden alle Emissionen reduziert, dann erst werden die unvermeidbaren Emissionen kompensiert. Dabei bezieht sich der Begriff Emissionen entweder auf alle Treibhausgase oder nur auf CO2, je nach eigener Definition.
Kritik: Der Begriff wird inflationär verwendet, obwohl sich viele nichts Genaues darunter vorstellen können.
4. Klimaneutral
= Erst werden Treibhausgas-Emissionen reduziert, dann erst werden die unvermeidbaren Treibhausgas-Emissionen kompensiert. Zudem werden auch alle anderen Einflüsse auf das Weltklima ausgeschlossen, z. B. die kühlende Wirkung von Aerosolen in Abgasen (zum Beispiel Schwefeldioxid) oder auch die wärmende Wirkung von Kondensstreifen. Das heißt, dass alle klimanegativen Faktoren durch ebenso große klimapositive Faktoren komplett ausgeglichen werden.
Kritik: Obwohl Klimaneutralität das ambitionierteste Ziel ist, verwenden viele Unternehmen den Begriff synonym zu CO2-Neutralität. Zudem wird der Begriff klimaneutral zunehmend kritisch gesehen, weil er den Verbraucher:innen suggeriert, ihre Kaufentscheidung hätte überhaupt keinen negativen Einfluss auf das Weltklima. Er impliziert, dass das jeweilige Unternehmen seine Emissionen komplett ungeschehen machen könnte.
Ähnliche Kritik gibt es übrigens auch an dem Begriff Kompensation: Denn ein tatsächlicher Ausgleich ist gar nicht möglich. Das liegt daran, dass ein Emissions-Ausgleich immer zeitversetzt geschieht und zudem nie klar sein kann, ob wirklich ausreichend Treibhausgase gebunden wurden. Schließlich basiert letztlich alles auf Schätzungen und jedes Wirtschaften hat Einflüsse auf Umwelt und Klima, die nicht erfasst und ausgeglichen werden können. Deswegen sprechen manche statt von „Kompensation“ lieber von „Klimaschutzbeiträgen“ oder „Klimaschutzfinanzierung“.
Tja, ein ganz schöner Dschungel aus Worten und den dahinterstehenden Konzepten. Hier den Durchblick zu kriegen, war erstmal gar nicht so einfach für mich.
Letztlich war unser EVERGREEN-Wording dann aber eigentlich klar: Wir tracken unsere CO2-Emissionen und gleichen sie durch Klimaschutzfinanzierung aus. Das heißt: Wir sind CO2-neutral durch Kompensation.
In unserem aktuellen Nachhaltigkeitsbericht kannst Du nachlesen, wie genau wir das umsetzen.
Und plötzlich ist es doch wieder leicht!
Wir lesen uns.
Deine Hanna
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