Tage­buch­ein­trag 40: Unter­wegs im Frank­furter Bankenviertel

Hallo Welt,

seit dem letzten Tage­buch­ein­trag ist bei uns einiges passiert …

Neue Räume, fri­scher Spirit

Zunächst: Wir sind umge­zogen! Wie du viel­leicht schon mit­be­kommen hast, haben wir zum 1. April grö­ßere Räume bezogen. Das war auf­re­gend. Etwa zwei Tage lang (nach guter Vor­be­rei­tung) haben wir zusam­men­ge­räumt, aus­sor­tiert, ver­packt, ver­staut, getragen, trans­por­tiert, ab- und wieder auf­ge­baut. Den Mus­kel­kater gab’s gratis dazu.

Baumpflanzen im dem BUND in der Dahlener Heide bei Leipzig
Das alte Büro am Umzugstag.

Und wenn man jetzt die Leute fragt, wie sie das Büro finden? Dann hört man Dinge wie: „So schön groß!“, „So schön ruhig.“, „Hier lässt es sich richtig gut arbeiten!“ Wir sind happy!

Besuch aus der Schule

Als die ersten Mit­ar­bei­tenden schon anfingen, in Vor­be­rei­tung auf den Umzug ihre Schränke und Schreib­ti­sche auf­zu­räumen, hatten wir noch Besuch: Schüler:innen der 8. und 9. Klasse haben im Rahmen der „Woche der offenen Unter­nehmen“ einen Tag bei uns ver­bracht. Diese Initia­tive zur beruf­li­chen Ori­en­tie­rung wird jedes Jahr orga­ni­siert von SCHAU REIN!, einem Pro­jekt des Säch­si­schen Staats­mi­nis­te­riums für Kultus.

Die Schüler:innen konnten bei uns in zwei Berufs­felder rein­schnup­pern: Social-Media-Mar­ke­ting und UX/UI (User Expe­ri­ence / User Inter­face). Meine Kol­le­ginnen Romy und Hannah haben die Gruppe mit Herz­blut durch die inter­ak­tiven Work­shops geführt und waren ganz angetan von den Jugendlichen.

Schülerinnen sitzen im Meetingraum und schauen sich eine Präsentation an.
Schü­le­rinnen bei unserer Prä­sen­ta­tion zum Thema Usa­bi­lity Design. 

Von Leipzig nach Frankfurt

Was ist noch pas­siert? In der Welt tut sich momentan ja einiges. Das spie­gelt sich natür­lich auch in der Finanz­in­dus­trie wider. Wäh­rend ich die Markt­tur­bu­lenzen in den letzten Wochen in meinem pri­vaten EVER­GREEN-Depot weniger gespürt habe (für mehr Infos kannst Du in unserem Markt­kom­mentar vom April schmö­kern), taucht seit wenigen Monaten in meiner CSR-Bubble plötz­lich überall dieser Begriff auf: Omnibus-Ver­ord­nung.

Was genau es damit auf sich hat und was daran die Gemüter erhitzt, habe ich Anfang Mai auf der Sus­tainable-Finance-Kon­fe­renz der Bun­des­an­stalt für Finanz­dienst­leis­tungs­auf­sicht (BaFin) in Frank­furt am Main erfahren. Dort haben Expert:innen aus Finanz­po­litik, Kli­ma­wis­sen­schaft, Ver­si­che­rungs­wirt­schaft und Ban­ken­wesen über die Tran­si­tion der Finanz­in­dus­trie diskutiert.

Vorab: Einiges an dieser Kon­fe­renz hat mich positiv über­rascht. Dazu gehörte der hohe Anteil an weib­li­chen Spea­ke­rinnen auf der Bühne ebenso wie die aus­schließ­lich vege­ta­ri­sche Ver­pfle­gung und die gar nicht so nied­rige Quote an legerer Klei­dung. Und die Frage in der Begrü­ßungs­rede des BaFin-Prä­si­denten Mark Branson: „Ist die Fichte schon Geschichte?“ Damit war gesetzt, dass auf dieser Kon­fe­renz die Risiken des Kli­ma­wan­dels wirk­lich ernst­ge­nommen werden.

Um das Wirt­schaften in Europa und in der Welt sozial und öko­lo­gisch nach­hal­tiger zu gestalten, hat die EU in den letzten Jahren einige regu­la­to­ri­sche Richt­li­nien und Ver­ord­nungen ent­wi­ckelt. Die aber stehen auch häufig in der Kritik. Und hier kommt Omnibus ins Spiel: Ange­sichts mul­ti­pler Her­aus­for­de­rungen möchte die EU-Kom­mis­sion mit der Omnibus-Ver­ord­nung die exis­tie­renden Nach­hal­tig­keits­re­gu­la­tionen ver­ein­fa­chen.

Die abseh­baren Effekte von Omnibus: die Regu­la­tions-Pflichten müssen später und von weniger Unter­nehmen erfüllt werden. Das ist erstmal eine Erleich­te­rung für viele Unternehmen.

Aller­dings: Die Nach­hal­tig­keits­ri­siken, die durch Krisen wie Kli­ma­wandel und Bio­di­ver­si­täts­ver­lust ent­stehen, bleiben natür­lich trotz poli­tisch ange­spannter Welt­lage bestehen und gewinnen mit der Zeit an Schwere.

Teilnehmerausweis von Hanna im Bankenviertel von Frankfurt.
On my way zur Sus­tainable Finance Kon­fe­renz der BaFin.

Wenn es um Regu­la­torik geht, ist immer klar, dass das eine Grat­wan­de­rung ist.
In diesem Fall eine Grat­wan­de­rung zwi­schen der Not­wen­dig­keit, nach­hal­tig­keits­be­zo­gene Daten parat zu haben und dem Auf­wand, diese Daten zu erheben. Worauf steuern wir hin, wenn Omnibus die Anreize für die not­wen­dige Trans­pa­renz wegen des hohen Auf­wands zu stark abbaut? Diese Frage bereitet nicht nur mir Sorgen…

Neben den Gefahren hat die Kon­fe­renz auch Chancen der Omnibus-Ver­ord­nung the­ma­ti­siert, u. a.:

  • In eine Über­ar­bei­tung kann das Feed­back der Unter­nehmen ein­fließen, die die Regu­la­tionen (bspw. CSRD) bereits anwenden. Dazu gehört z. B., dass die ein­zelnen Instru­mente der ver­schie­denen Regu­la­tionen har­mo­ni­siert werden müssen. Auch von mehr Pro­por­tio­na­lität ist die Rede. Das bedeutet: Von wel­chen Unter­nehmen brau­chen wir die Daten auf jeden Fall und welche sind zu ver­nach­läs­sigen, weil ihr Impact gering ist?
  • Wenn wir uns auf die wirk­lich rele­vante Daten­er­fas­sung fokus­sieren und dadurch zukünftig von einem richtig guten Nach­hal­tig­keits­ri­si­ko­ma­nage­ment pro­fi­tieren können, kann das ein Wett­be­werbs­vor­teil für die EU sein.
  • Der resul­tie­rende Büro­kra­tie­abbau kann Gelder frei­ma­chen, die drin­gend in die Kli­ma­neu­tra­lität von Deutsch­land und der EU inves­tiert werden müssen.

Ganz schön kom­plex alles! Ich denke: Ja, Regu­la­torik ist eine auf­wen­dige Pflicht­er­fül­lung. Aber ja, sie ist auch eine Chance, denn durch sie kann das durch Green­wa­shing ange­kratzte Ver­trauen von Kund:innen wie­der­her­ge­stellt werden. Und ja, Regu­la­torik ist auch eine Not­wen­dig­keit, indem die Ver­pflich­tungen für die Unter­nehmen nicht etwa aus Schi­kane ent­stehen, son­dern sich aus der Rea­lität ableiten. Diese Rea­lität umfasst nun mal auch den Kli­ma­wandel und sie erfor­dert Ver­hal­tens­än­de­rungen hin zu mehr Nach­hal­tig­keit. Regu­la­to­ri­sche Anfor­de­rungen können uns bei einem sol­chen Wandel helfen.

Bis bald!

Deine Hanna