Coro­na­virus: die Welt­wirt­schaft in Gefahr?

Über wenig wird der­zeit so aus­führ­lich in den Medien berichtet wie über das Coro­na­virus:
Die Zahl der Infi­zierten steigt täg­lich, die betrof­fenen Gebiete weiten sich aus.
In den aktu­ellen Berichten über die neu­ar­tige Krank­heit tau­chen ver­mehrt Ver­gleiche mit der SARS-Epi­demie von 2002/03 auf. Dabei wird haupt­säch­lich vor einer Wie­der­ho­lung der dama­ligen wirt­schaft­li­chen Krise gefürchtet und gewarnt.
Wie diese Krise genau abge­laufen ist und ob der Coro­na­virus Ähn­li­ches aus­richtet, haben wir in diesem Artikel zusammengetragen.

Hin­ter­gründe und Aus­wir­kungen der SARS Epidemie 

Die Coro­na­virus asso­zi­ierte Infek­ti­ons­krank­heit SARS – kurz für ‚Schwere Akute Respi­ra­to­ri­sche Syn­drom‘ — wurde im November 2002 erst­mals in der chi­ne­si­schen Pro­vinz Guang­dong beob­achtet. Der erste und ein­zige Aus­bruch der Krank­heit war die welt­weite Pan­demie im Jahre 2002 und 2003. Laut der Tages­schau waren in diesem Zeit­raum nahezu 800 Men­schen infi­ziert, 80 Men­schen ver­starben an SARS (Tages­schau). Am 12. März 2003 wurde die SARS-Infek­tion von der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion als welt­weite Bedro­hung ausgerufen.

Die Tou­ris­mus­zahlen in den betrof­fenen Län­dern rutschten gra­vie­rend nach unten, der pri­vate Konsum wurde vor Ort auf ein Minimum beschränkt, der Dienst­leis­tungs­sektor glei­cher­maßen kaum in Anspruch genommen. Daraus fol­gend rutschten die Mil­lio­nen­städte Hong­kong und Sin­gapur in eine Rezes­sion. Wei­terhin war China in den glo­balen Medien nur noch in nega­tiven Schlag­zeilen ver­treten: Inter­na­tio­nale Ver­brau­cher und Inves­toren zogen sich dem­entspre­chend zurück.

Die Welt­bank und die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion berech­neten den Schaden, den die Pan­demie auf global-wirt­schaft­li­cher Ebene mit sich brachte, auf 30 Mil­li­arden US-Dollar (Börse-ARD). Beson­ders betroffen war der Luft­ver­kehr, für wel­chen rück­bli­ckend ein Schaden von 10 Mil­li­arden Dollar kal­ku­liert wurde (dw). Schät­zungen zu Folge büßte China etwa 17,5 Mil­li­arden seines Brut­to­in­lands­pro­dukts ein (Welt). Auch der Welt­ak­ti­en­markt war in den ersten Monaten nach Aus­bruch der SARS-Pan­demie um mehr als 5 Pro­zent gesunken (Han­dels­blatt).

An die SARS-Krise anknüp­fend folgten viele Stu­dien, die sich mit den wirt­schaft­li­chen Kon­se­quenzen von mög­li­chen zukünf­tigen Pan­de­mien beschäf­tigten. Eine Arbeit – geführt von Vic­toria Fan, Dean Jamison und Law­rence Summer – 2017 ver­öf­fent­licht, schätzte die jähr­li­chen Ver­luste durch Pan­demie- Risiken auf 500 Mil­li­arden US-Dollar. Das würde etwa 0,6 Pro­zent des welt­weiten Ein­kom­mens — Ein­kom­mens­ver­luste sowie Kosten der erhöhten Ster­be­rate ein­be­zogen – ent­spre­chen (Reu­ters).

Corona und die Wirtschaft 

Ende Dezember 2019 mel­deten die chi­ne­si­schen Behörden der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion erste Fälle von starken Lun­gen­ent­zün­dungen unbe­kannter Ursache in der chi­ne­si­schen Groß­stadt Wuhan, der Haupt­stadt der Pro­vinz Hubei. Wenig später wurde der unklare Erreger als neu­ar­tiges Coro­na­virus ent­tarnt. Die Zahl der Infi­zierten stieg rapide an, Men­schen in anderen chi­ne­si­schen Städten wurden betroffen, schließ­lich erreichte der Virus auch Europa. Mitt­ler­weile wird in China von über 6000 Infi­zierten und über 130 Toten aus­ge­gangen, außer­halb Chinas sind 80 Infi­zierte regis­triert (süd­deut­sche).

Die aktu­elle Situa­tion zeigt in der Tat viele Par­al­lelen zur SARS-Pan­demie auf. Die Sorge einer rapiden Aus­brei­tung wurde durch die zahl­rei­chen Fest­lich­keiten anläss­lich des chi­ne­si­schen Mond­neu­jahrs sogar wei­terhin ver­stär­kend geschürt.
Laut dem Han­dels­blatt werden die Reise- und Tou­ris­mus­branche, sowie der Ein­zel­han­dels­ver­kauf die am stärksten betrof­fenen Sek­toren dar­stellen (Han­dels­blatt). Wie kom­plex die wirt­schaft­li­chen Folgen tat­säch­lich aus­sehen werden, ist für Experten von der Länge des Krank­heits­ge­sche­hens abhängig. Fakt ist jedoch, dass die Kon­se­quenzen durch den herr­schenden regen Rei­se­ver­kehr mit aller Wahr­schein­lich­keit nicht nur in den der­zeitig betrof­fenen Regionen anschlagen werden (Welt).

Wie stark sind die Aktienmärkte?

Das Finanz­nach­richten Portal Reu­ters schätzt das Coro­na­virus als Probe der Wider­stands­fä­hig­keit der Akti­en­märkte in Hong­kong ein und erkennt glei­cher­maßen mög­liche gra­vie­rende Folgen für den natio­nalen Finanz­sektor an, wel­cher ohnehin von poli­ti­schen Tur­bu­lenzen der ver­gan­genen Wochen stark beein­flusst worden sei (Reu­ters).

Am 29.01. bei der ersten Han­dels­sit­zung seit den Neu­jahrs­fei­er­tagen, wurde deut­lich, dass der Hang Seng Index (der füh­rende Akti­en­index in Hong­kong) über die Fei­er­tage um ganze 3 Pro­zent gesunken ist. Der Index erreichte das größte Tief in sieben Wochen. (Reu­ters / BBC)

Auch an den inter­na­tio­nalen Finanz­märkten sorgte die Sorge um das Coro­na­virus für Auf­stehen: Der Dax erreichte am Montag 13.204,77 Punkte (2,7 Pro­zent schwä­cher), der EuroStoxx50 sank auf 3679,37 (2,6 Pro­zent weniger) (Reu­ters). Ähn­lich sieht es scheinbar an der Wall Street aus: Der Dow Jones Index schloss auf 28.989 Punkten (0,6 Pro­zent schwä­cher), der Nasdaq mit 9.314 Punkten (0,9 Pro­zent schwä­cher) (ARD-Börse).

Glei­cher­maßen war durch die Rei­se­be­schrän­kungen der Luft­ver­kehr betroffen: Luft­hansa und IAG erreichten Ver­luste von bis zu 5,6 Pro­zent, der euro­päi­sche Bran­chen­index verlor 2,7 Pro­zent (Reu­ters).

Auch die Ölmärkte bleiben nicht unver­schont, da China den größte Ölnach­frager welt­weit dar­stellt. Folg­lich senkte Brent die Preise um 2,3 Pro­zent (59,38 pro Barell), ame­ri­ka­ni­sches Rohöl von WTI fällt auf 52,92 Dollar (1,27 Dollar weniger) (ARD-Börse).

Die ARD Börse rezi­tiert Ste­phen Innes (Chef­markt­stra­tege Axi­Corp), der die größte Gefahr für die Wirt­schaft nicht in der Pan­demie selbst sieht, son­dern in einem öko­no­mi­schen Schock. Das Ein­bre­chen der Indus­trie-und-Konsum-Maschi­nerie Chinas würde die glo­bale Wirt­schaft am Bedeu­tendsten treffen (ebenda).


Wie sich das Coro­na­virus tat­säch­lich wei­terhin auf die natio­nale sowie inter­na­tio­nale Wirt­schaft und den Finanz­sektor aus­wirkt, bleibt abzu­warten. Märkte bleiben schließ­lich – auch in Phasen von dro­henden Pan­de­mien — nicht pro­gnos­ti­zierbar.
Wir bei EVERGREEN hoffen natür­lich, dass der Virus so schnell wie mög­lich ein­ge­dämmt wird und alle Men­schen und Märkte von ihm ver­schont bleiben.