Vermögensbericht: Das Vermögen der Deutschen schrumpft
Jährlich präsentiert die Boston Consulting Group in ihrem “Global Wealth Report” die Entwicklung der weltweiten Vermögensverhältnisse. In diesem Jahr fällt das Fazit allerdings ernüchternd aus: Zum ersten Mal seit fast 15 Jahren – also seit der Finanzkrise – sind die Finanzvermögen in 2022 weltweit gesunken. Auch in Deutschland ist das Vermögen 2022 geschrumpft. 19,2 Billionen Dollar besaßen die Deutschen Ende vergangenen Jahres netto — was einem ein Rückgang um 1,1 % verglichen mit dem Vorjahr entspricht. Eine entscheidende Rolle dabei spielen die Nachwirkungen von Covid, der Krieg in der Ukraine und die daraus resultierende Inflation, die wiederum zu gestiegenen Zinsen beigetragen hat.
Trotz Rückgang noch immer Platz 4
Trotz dieses Rückgangs ist Deutschland immer noch eines der reichsten Länder der Welt. Im globalen Vermögensvergleich liegt Deutschland nach den USA, China und Japan auf dem vierten Platz, gefolgt von Frankreich und Großbritannien.
Hohe Inflation lässt Bargeld schwinden
Interessanterweise liegt der Grund für den Rückgang des Vermögens nicht zuletzt in der Art und Weise, wie die Deutschen ihr Geld anlegen. Im weltweiten Vergleich bevorzugen die Deutschen Bargeld. Laut der Studie liegen rund 40 % des Finanzvermögens auf Sparkonten oder im wörtlichen Sparschwein — Tendenz steigend. Im Rest der Welt sind es im Schnitt zehn Prozent weniger. Ein weiteres Drittel steckt etwa in Lebensversicherungen oder anderen Produkten der Altersvorsorge. Der Anteil von Aktien und Fonds ist zwar in den vergangenen Jahren gestiegen, macht aber weiterhin nur rund 22 Prozent aus. Nun war das Jahr 2022 kein gutes Jahr für Bargeld und Sparkonten. Die Inflation, hauptsächlich getrieben durch den Ukraine-Krieg und steigende Energiepreise, führte zu höheren Ausgaben und ließ die Cash-Reserven der Deutschen schrumpfen.
Die ungleiche Vermögensverteilung in Deutschland
Trotz des vierten Platzes im globalen Vermögensranking, ist das Vermögen in Deutschland äußerst ungleich verteilt. Laut des Reports leben etwa 500.000 Millionäre und 2.900 “Superreiche”, also Menschen mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen US-Dollar (etwa 91,48 Millionen Euro) in Deutschland. Dieser sehr exklusive Kreis besitzt zusammen rund 44 Prozent des gesamten deutschen Finanzvermögens. Demgegenüber stehen mehr als 44 % mit weniger als 250.000 US-Dollar Vermögen.
Trotz dieser Entwicklungen blicken die Verfassenden der Studie optimistisch in die Zukunft. Sie betrachten den Abschwung 2022 als eine Korrektur des hohen Anstiegs der Finanzvermögen im Jahr davor, als der globale Wohlstand ungewöhnlich stark um rund 10 % kletterte.
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