Nachhaltigkeit — was bedeutet das eigentlich?
Das Thema Nachhaltigkeit wird immer präsenter in unserem Leben. Wir versuchen nachhaltig einzukaufen, uns nachhaltig zu ernähren und investieren in nachhaltige Fonds. Doch so gegenwärtig das Thema auch ist — oftmals wissen wir nur wenig darüber, was Nachhaltigkeit denn überhaupt genau bedeutet. Wir erklären Dir woher der Begriff kommt und zeigen, dass viel mehr dahintersteckt als man auf den ersten Blick denkt.
Definition: Was bedeutet Nachhaltigkeit?
Den Begriff Nachhaltigkeit zu definieren ist erstmal keine einfache Aufgabe, denn je nach Anwendungsgebiet gibt es unterschiedliche Definitionsansätze. Läuft er uns im Alltag über den Weg, dann wird er meistens eng mit der Ressourcenschonung bzw. mit Klima- oder Umweltschutz verknüpft. In anderen Bereichen kann Nachhaltigkeit aber auch mit Langlebigkeit, Haltbarkeit oder Dauerhaftigkeit verbunden werden. Wird in der Wirtschaft von nachhaltigem Wachstum gesprochen, dann wird der Begriff hier zum Teil sogar in Verbindung mit den Themen Gesundheit und Vernunft gebracht.
Auch wenn die einzelnen Definitionen durchaus Überschneidungen aufweisen, fällt schnell auf: Der Begriff Nachhaltigkeit beinhaltet viele verschiedene Ebenen, wodurch eine einheitliche Definition eher schwierig ist. Um den Begriff vollständig zu verstehen, ist es hilfreich, sich seine Geschichte einmal genau anzuschauen.
Die Entstehung des Begriffs Nachhaltigkeit
Zum ersten Mal aufgetaucht ist der Begriff Nachhaltigkeit bereits im Jahr 1713. Verwendet wurde er von dem Oberhauptmann Hans Carl von Carlowitz in seiner Abhandlung „Sylvicultura oeconomica, oder Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht“. Das Buch entstand in Anbetracht einer drohenden Holzverknappung und sollte seine Leser dazu auffordern, nachhaltiger mit dem Rohstoff Holz umzugehen.
Konkret hieß es:
„Wird derhalben die gröste Kunst / Wissenschaft / Fleiß / und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuirliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentberliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse [Existenz] nicht bleiben mag.“
Viel Beachtung wurde dem Begriff Nachhaltigkeit zu dieser Zeit allerdings noch nicht geschenkt. Auch in den Duden wurde er erst ca. 200 Jahre später aufgenommen, nämlich im Jahre 1915.
Als prägend für die heutige Verwendung des Nachhaltigkeitsbegriffs gilt der sogenannte “Brundtland-Report” der Vereinten Nationen von 1987. Nachhaltige Entwicklung wird hier so definiert, dass sie „die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen können.“
Auch das Abschlussdokument der Umweltkonferenz 1992 in Rio de Janeiro, die Agenda 21, wird als Meilenstein angesehen. Hier wurde zum ersten Mal ein internationaler, gemeinsamer Plan für mehr Nachhaltigkeit im 21. Jahrhundert ausgearbeitet. Ebenfalls wegweisend war in diesem Plan die Unterteilung des übergeordneten Ziels der Nachhaltigkeit in soziale, ökologische und wirtschaftliche Bereiche.
Eine ähnliche Aufteilung wird auch heute noch vom Deutschen Rat für nachhaltige Entwicklung verwendet. Er definiert nachhaltige Entwicklung so:
„Nachhaltige Entwicklung heißt, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen. Wir müssen unseren Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge hinterlassen.“
Die sozialen, ökologischen und ökonomischen Elemente dieser Definition finden sich auch in verschiedenen Modellen zum Konzept Nachhaltigkeit wieder. Eins der bekanntesten ist das Dreieck der Nachhaltigkeit.
Das Dreieck der Nachhaltigkeit
Das Dreieck der Nachhaltigkeit (auch: Nachhaltigkeitsdreieck) zeigt eindeutig, dass ein nachhaltiges Miteinander nur möglich ist, wenn wirtschaftlich-gesellschaftliche Interessen mit der Umwelt und sozialen Entwicklungen verbunden werden. Ebenso müssen beim nachhaltigen Handeln sowohl die Bedürfnisse der jetzigen Generation als auch die der nachkommenden Generationen erfüllt werden.
Das Dreieck ist bewusst gleichseitig konzipiert. Hierdurch soll zum Ausdruck gebracht werden, dass alle drei Elemente die gleiche Bedeutung aufweisen und deswegen auch in möglichst gleicher Art und Weise beim Handeln berücksichtigt werden sollten.
Im Folgenden stellen wir die einzelnen Bereiche des Dreiecks noch etwas genauer vor:
Ökologie (Ökologische Nachhaltigkeit)
Der Aspekt Ökologie beinhaltet alle Themen, die den Schutz der Umwelt in den Vordergrund stellen. Hierzu gehören die klassischen Aspekte, wie etwa eine ökologische Landwirtschaft oder die Reduzierung von Plastik, aber auch die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sowie die Umstellung auf die Nutzung erneuerbarer Ressourcen. Mit Blick auf die zunehmende Klimakrise stellt auch die Verringerung von Treibhausgasen einen immer zentraleren Aspekt dar.
Soziales (Soziale Nachhaltigkeit)
Wie die Bezeichnung selbst schon vermuten lässt, steht bei der sozialen Ebene der Mensch und das friedliche Zusammenleben im Vordergrund. Nachhaltigkeit bezieht sich hierbei auf die Verantwortung gegenüber unseren Mitmenschen. So ist eine Gesellschaft nur dann nachhaltig, wenn es möglichst wenige soziale Benachteiligungen und Konflikte gibt. Hierfür müssen die Grundbedürfnisse für alle Menschen zu jederzeit erfüllt sein.
Ökonomie (Ökonomische Nachhaltigkeit)
Im Bereich der Ökonomie steht vor allem die verantwortungsvolle Unternehmensführung im Vordergrund. Nachhaltiges Wirtschaften einer Firma zeichnet sich dadurch aus, dass das Wachstum im Einklang mit Gesellschaft und Umwelt geschieht. Dieses Engagement dring tief in die Unternehmensstrukturen vor und wird auch unter dem Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) zusammengefasst.
Fazit: Nachhaltiges Handeln hat viele Facetten
Wie wir gesehen haben, ist Nachhaltigkeit ein deutlich vielseitigeres Konstrukt als man im ersten Moment vermuten würde. So gibt es auch für fast jeden Lebensbereich eine Möglichkeit, Nachhaltigkeit im Alltag zu etablieren. Damit kann jeder einen kleinen Teil dazu beitragen, dass die Erde auch in Zukunft ein lebenswerter Ort bleibt.
Hinterlasse einen Kommentar