Ein­zel­fall oder Blase: Ever­g­rande wird zum Politikum

Markt­kom­mentar KW 38 | 2021

US-Notgroschen für die Wirtschaft

Trüber Herbst­be­ginn: Die dro­hende Pleite des chi­ne­si­schen Immo­bi­li­en­riesen Ever­g­rande sorgte zum Wochen­auf­takt rund um den Globus für schlechte Stim­mung. Die auf­kom­mende Angst vor einer erneuten Immo­bi­li­en­krise führte dabei nicht nur an den asia­ti­schen Akti­en­märkten zu Kurs­ein­brü­chen. Auf dem euro­päi­schen Akti­en­par­kett ver­ha­gelte Ever­g­rande etwa das Debüt des auf 40 Werte auf­ge­stockten Dax-Index. Die Ner­vo­sität zeigte sich in den Vola­ti­li­täts­ba­ro­me­tern, die deut­lich ausschlugen.

Laut Fonds­ra­ting­ge­sell­schaft Mor­ning­star sind bis Ende des Jahres ins­ge­samt knapp 47% der 300 Mil­li­arden USD Schulden fällig. Es wird jedoch erwartet, dass sich die Schäden infolge einer mög­li­chen Insol­venz über­wie­gend auf den chi­ne­si­schen Finanz­markt­platz beschränken werden. Anders als bei Lehman Brot­hers 2008 besitzt Ever­g­rande näm­lich keine großen Ver­flech­tungen in der inter­na­tio­nalen Finanz­welt. Ledig­lich 6,5% des Schul­den­bergs besteht gegen­über nicht-chi­ne­si­schen Kre­dit­ge­bern. Ein Aus­fall dieser Grö­ßen­ord­nung würde trotzdem im welt­weiten Finanz­system seine Wellen schlagen.

USA: Leben am Schuldenlimit

Sta­bi­li­sie­rende Impulse für die Märkte kamen hin­gegen von der US-Noten­bank: Fed-Chef Powell bereitet die Markt­teil­neh­menden zuneh­mend auf einen Kurs­wechsel vor. Er signa­li­sierte, dass eine suk­zes­sive Redu­zie­rung der Anlei­he­käufe von November dieses Jahrs bis Mitte 2022 wahr­schein­lich sei. Auch eine Erhö­hung des Leit­zinses bereits im kom­menden Jahr sei im Bereich des Mög­li­chen. Bisher war dieser Schritt für 2023 vor­ge­sehen. Die sanfte Vor­be­rei­tung auf eine geld­po­li­ti­sche Wende scheint genau die rich­tige Tonart zu sein, um die Laune an den Akti­en­märkten hochzuhalten.

War­nende Worte kommen der­weil von einer ehe­ma­ligen Wäh­rungs­hü­terin. Ex-Fed-Chefin und jet­zige US-Finanz­mi­nis­terin Yellen wandte sich an den Kon­gress und bat ein­dring­lich um eine Anhe­bung der US-Schul­den­ober­grenze. Eine Eini­gung lässt seit Län­gerem auf sich warten, da die Demo­kraten zwar im Reprä­sen­tan­ten­haus die Mehr­heit der Sitze halten, im Senat jedoch auf Stimmen der Repu­bli­kaner ange­wiesen sind. Falls das Limit nicht ange­hoben wird, droht den USA bereits im Laufe des Okto­bers die Zah­lungs­un­fä­hig­keit. Die Folge wären dra­ma­ti­sche Ein­spa­rung im US-Haus­halts­budget, um aus­lau­fende Schulden bedienen zu können.

Zur Beach­tung: Frü­here Wert­ent­wick­lungen lassen nicht auf zukünf­tige Ren­diten schließen. Die in diesem Doku­ment ent­hal­tenen Infor­ma­tionen stellen keine Anla­ge­be­ra­tung dar, eine Haf­tung ist ausgeschlossen.