EZB mit gefähr­li­chem Weihnachtsgeschnk

Markt­kom­mentar KW 50 | 2020

Das Anleihekaufprogramm der EZB als gefährliches Weihnachtsgeschenk

Auch diese Woche ste­cken die Märkte zwi­schen der Hoff­nung auf bal­dige Über­win­dung der Pan­demie und den wei­terhin hohen Infek­ti­ons­zahlen fest. Wäh­rend in den USA der Impf­stoff von Pfizer und BioNTech kurz vor der Zulas­sung durch die US-Arz­nei­mit­tel­be­hörde FDA steht, begann Groß­bri­tan­nien bereits am Dienstag mit der Mas­sen­imp­fung. Der­weil stehen einige Regionen Deutsch­lands wieder vor einem harten Lock­down wie zu Pandemiebeginn.

Aus­wei­tung des Anleihekaufprogramms

Am Don­nerstag ver­kün­dete die Euro­päi­sche Zen­tral­bank eine Aus­wei­tung ihres Anlei­he­kauf­pro­gramm PEPP (Pan­demic Emer­gency Purchase Pro­gramme) um wei­tere 500 Mil­li­arden Euro. Zusätz­lich wurde die Lauf­zeit des Pro­gramms um neun Monate auf März 2022 ver­län­gert. Der Leit­zins – welch eine Über­ra­schung –  wurde bei null Pro­zent belassen, um den wirt­schaft­li­chen Folgen der Pan­demie ent­ge­gen­zu­wirken. Die Nach­richt führte an den euro­päi­schen Akti­en­märkten aller­dings nicht zu großen Jubel­sprüngen, sodass die Indizes sich nach wie vor seit­wärts bewegen.

Diese neuen geld­po­li­ti­schen Maß­nahmen dürften vor allem auf dem Anlei­hen­markt zu einer Gefahr der Bla­sen­bil­dung führen, da die Risi­ko­prä­mien durch das hohe Kauf­vo­lumen der EZB ver­zerrt werden. Vor allem die süd­eu­ro­päi­schen Staaten pro­fi­tieren hiervon erneut, auch wenn die 10jährigen Anleihen der meisten PIIGS-Länder mitt­ler­weile keine posi­tiven Ren­diten mehr abwerfen. Aber auch ris­kan­tere Unter­neh­mens­an­leihen könnten durch den auf­ge­drehten Geld­hahn der EZB einen erneuten Run erfahren.

Das große Tau­ziehen

Die ame­ri­ka­ni­schen Akti­en­märkte erlebten zunächst einen guten Wochen­be­ginn. Grund dafür waren die Hoff­nungen auf ein Ende des zähen Rin­gens um das drin­gend benö­tigte Kon­junk­tur­paket im US-Kon­gress. Infol­ge­dessen erreichte unter anderem der Dow Jones ein neues Rekord­hoch, jedoch wurde die posi­tive Ent­wick­lung durch die hohen Arbeits­lo­sen­zahlen in den USA gestoppt.

Im Tau­ziehen um ein Frei­han­dels­ab­kommen zwi­schen der EU und Groß­bri­tan­nien sind sich beide Par­teien diese Woche nicht näher­ge­kommen. Auch ein Treffen der Prä­si­dentin der EU-Kom­mis­sion, Ursula von der Leyen, und dem bri­ti­schen Pre­mier­mi­nister Boris Johnson endete ohne Eini­gung, sodass am Ende dieser Woche die Frist für einen Deal wohl ergeb­nislos ver­strei­chen wird. Endet das Drama nun doch in einem harten Brexit?