Zinswende der EZB: Besser spät als nie?
Marktkommentar KW 23 | 2022
„Nicht nur ein Schritt, sondern der Beginn einer Reise“: Mit diesen Worten hat nun auch Christine Lagarde den geldpolitischen Kurswechsel im Euroraum eingeläutet. Auf ihrer geldpolitischen Sitzung beschloss die EZB die monatlichen Netto-Anleihekäufe zum 1. Juli zu beenden. Damit schufen die europäischen Währungshüter gemäß ihrer „Forward Guidance“ die Grundlage für eine Zinserhöhung. Diese soll nach über einem Jahrzehnt bereits auf der nächsten Sitzung am 21. Juli folgen. Entgegen manchen Spekulationen plant die EZB jedoch zunächst nur eine Anhebung der Leitzinsen um 25 Basispunkte. Dafür stellte die Zentralbank aber einen großen Zinsschritt im September in Aussicht. Besser spät als nie, andererseits…
… scheint das Kind, trotz aller Bemühungen um Schadensreduzierung, bereits in den Brunnen gefallen zu sein: Nannten die Währungshüter das Inflationsgeschehen Ende des vergangenen Jahres noch ein vorübergehendes Phänomen, zeigen die jüngsten Inflationsprojektionen der EZB ein gänzlich anderes Bild. Selbst die längerfristigen Inflationsprognosen, etwa für das Jahr 2024, liegen noch über dem angestrebten Zielwert von 2 %. Trotz baldiger Zinsanhebungen musste auch die EZB-Chefin nun einräumen, dass es wahrscheinlich keine rasche Rückkehr zu normalen Teuerungsraten geben wird. Merci, Christine!
Teurere Schulden: Wird Italien das neue Griechenland?
Für die Finanzmärkte kommt die Tempoverschärfung der EZB bei der Zinswende (zu) spät: Während die US-Märkte aufgrund von Zins- und Inflationssorgen ohnehin unter Druck stehen, wurden auch die europäischen Aktienindizes wie DAX und EUROSTOXX dank der jüngsten EZB-Beschlüsse auf Talfahrt geschickt. Derweil stiegen die Renditen am Anleihemarkt abermals an. So markierte die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen den höchsten Stand seit 2014. Darüber hinaus erlebten vor allem Staatsanleihen aus Südeuropa einen größeren Ausverkauf, da die Leitzinserhöhung die Schuldenaufnahme in der Euro-Zone verteuern dürfte. Es wachsen die Sorgen, dass Länder wie Italien durch ein Ende der Niedrigzinsen in Schwierigkeiten geraten könnten. Allein auf Italien entfällt zurzeit mit etwa 2,75 Billionen Euro fast ein Viertel der gesamten Schuldenlast der Euro-Zone, was 150 % der italienischen Wirtschaftsleistung entspricht. Droht nun bald eine neue Eurokrise?
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