Das Zinsorakel der Zentralbanken
Marktkommentar KW 38 | 2023
Es war eine Woche der Zinsentscheide bzw. der Nicht-Entscheide: Sowohl die Fed, die Schweizerische Nationalbank als auch die Bank of England verkündeten ihren weiterführenden Kurs mit Blick auf die Inflation. Zur Überraschung vieler Expertinnen und Experten legen die Zentralbanken in England und der Schweiz eine Zinspause ein und folgen damit der Entscheidung der Fed. Diese signalisierte jedoch auch, dass die Entscheidung noch kein endgültiges Ende der Zinserhöhungen bedeute. Aussichten, auf die die Kapitalmärkte negativ reagierten. US-Aktien und Renten fielen deutlich am Mittwochabend, der USD reagierte etwas fester.
Die Inflationsrate in der Eurozone ist weiterhin hoch, wurde allerdings für den August etwas nach unten korrigiert und lag final bei 5,2 % statt vorläufigen 5,3 %. Auch die Kernrate der Inflation sank, ebenso wie die Energiepreise. Dennoch wird das Inflationsziel der EZB von 2 % weiterhin deutlich überschritten. Eine ähnliche Entwicklung war im Vereinigten Königreich zu beobachten, hier sank die Verbraucherpreisinflation im August von 6,8 % auf 6,7 %. Hoffnung auf einen weiteren Rückgang der Inflation in Deutschland macht die Entwicklung der Erzeugerpreise, die im August so stark fielen, wie noch nie seit Beginn der Erhebung. Nahrungsmittel verzeichneten allerdings weiterhin Preisanstiege.
Von Baustopps und Finanzierungsproblemen: Die deutsche Bauwirtschaft in der Krise
Es ist ruhig geworden an deutschen Baustellen. Wer in den großen Städten durch die Straßen geht, begegnet an vielen Ecken vorerst pausierten Bauprojekten. Der deutsche Immobilienmarkt, Wachstumsgarant der letzten Jahre, durchlebt eine historische Krise. Und dabei sind die pausierenden Bauprojekte nur die Spitze des Eisbergs.
Trotz leicht gesunkener Immobilienpreise hat der Zinsanstieg die Finanzierungskosten zuletzt so verschlechtert, dass die Zahl der Immobilienverkäufe 2022 den stärksten Rückgang erlebte, der seit 1991 gemessen wurde. Hinzu kommt die hohe Anzahl an Stornierungswellen im Wohnungsbau, aufgrund rasant gestiegener Baukosten, hoher Zinsen und der Reduzierung von Förderungen. Eine Situation, die viele Baufirmen in finanzielle Schwierigkeiten bringt und bei Kreditgebern die Stimmung in ein historisches Tief treibt.
Die ohnehin schon bestehende Wohnungskrise, insbesondere in deutschen Städten, wird durch die Krise weiter befeuert. Denn gebaut wird, wenn überhaupt, fast nur noch im hochpreisigen Segment, in dem hohe Baukosten durch hohe Mieten ausgeglichen werden können. Gebraucht wird allerdings vor allem günstiger, bezahlbarer Wohnraum. Die Regierung hatte sich ursprünglich das Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen gesetzt, davon 100.000 Sozialwohnungen. Mit Blick auf die aktuelle Situation dürftet dieses Ziel allerdings deutlich verfehlt werden.
Erkennbar ist dies sehr gut an der sich weitenden Schere zwischen Neu- und Bestandsimmobilienpreisen. Bestandsimmobilien sind preislich flexibler, da ein Großteil der Kosten bereits amortisiert ist. Neubauten hingegen müssen einen bestimmten Preis erzielen, um die Baukosten des Immobilienentwicklers wieder reinzuholen. Solange die Preise für Neubauten deutlich höher sind als die Preise für Bestandsbauten ist der Anreiz neue Gebäude zu bauen gering, da die relativ gesehen günstigeren Bestandsbauten präferiert werden.
Doch was muss geschehen, um den Neubau wieder in Schwung zu bringen? Eine Möglichkeit wäre die Senkung der Baukosten, welche es ermöglichen würden, die Preise für Neubauten zu reduzieren und relativ attraktiver zu machen. Auch eine Senkung der Finanzierungskosten hätte einen positiven Effekt. Eine andere Möglichkeit wäre ein signifikanter Anstieg der Mieten, was sowohl Neu- als auch Bestandsimmobilien wieder deutlich attraktiver machen würde. Eine aus Konsumentensicht wenig zu präferierende Lösung. Sollte der Markt sich hier nicht auf einem angemessenen Niveau selbst regeln können, wird der Staat eingreifen müssen.
Infos zu den EVERGREEN-Fonds
Die Evergreen Fonds haben unter der allgemein schlechten Marktbewegung diese Woche gelitten. Sowohl die Aktien als auch die Anleihen haben angesichts weiter steigender Zinsen deutlich abgegeben. Der Evergreen PDI Yang hat zum Ende der Woche seine Aktienquote leicht reduziert.
Zur Beachtung: Frühere Wertentwicklungen lassen nicht auf zukünftige Renditen schließen. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung dar, eine Haftung ist ausgeschlossen.
Risikohinweise: Die beiden Fonds „Evergreen PDI Yin“ und „Evergreen PDI Yang“ sind aktiv gemanagte Fonds, welche nicht unter Bezugnahme eines Referenzindex verwaltet werden.
Die Fonds verfolgen verschiedene Anlagestrategien, die in den Produktinformationen der beiden Fonds näher erläutert sind. Evergreen verteilt Deine Geldanlage unter Berücksichtigung der Anlagestrategien dieser Fonds auf beide Fonds, um ein Deiner Risikobereitschaft angepasstes Rendite-Risikoverhältnis zu erzielen. Die Wertentwicklung unterliegt Schwankungen. Geldanlagen bergen Risiken. Für Informationen zu den von uns gemanagten Fonds selbst sind ausschließlich die Informationen der Universal Investment maßgeblich, die Du in unserem Download-Bereich findest.
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