Die FIRE-Bewe­gung: Früh­zeitig in Rente durch finan­zi­elle Freiheit?

Stell Dir vor, es gibt keine gesetz­liche Ver­pflich­tung, bis 65 zu arbeiten. Immer mehr Leute streben nach einem frühen und genuss­vollen Ruhe­stand. Doch es gibt eine neue Welle junger Arbeitnehmer:innen, die noch ehr­gei­ziger sind. Sie sind Teil der soge­nannten FIRE-Bewe­gung, die das Ziel hat, einen neuen Weg zum frühen Ruhe­stand ein­zu­schlagen. Sie wollen schon in ihren 30ern oder 40ern in Rente gehen. Aber kann das funk­tio­nieren? In diesem Bei­trag schauen wir uns die FIRE-Bewe­gung genauer an, um her­aus­zu­finden was dahinter steckt und wie rea­lis­tisch die Ziele wirk­lich sind.

Was steckt hinter der FIRE-Bewegung?

Die Abkür­zung FIRE steht für Finan­cial Inde­pen­dence, Retire Early. Sie ist ein Lebens­stil, der darauf abzielt, finan­zi­elle Unab­hän­gig­keit zu errei­chen, um früh­zeitig in den Ruhe­stand gehen zu können. Die Idee dahinter lautet: Hart arbeiten, klug sparen und inves­tieren, um dann in der Lage zu sein, den Beruf früh­zeitig zu ver­lassen und von den Erspar­nissen zu leben.

So funk­tio­niert das FIRE-Prinzip

Sparen:

Men­schen, die der FIRE-Bewe­gung folgen, sparen aggressiv einen großen Teil ihres Ein­kom­mens, oft 50 % oder mehr.

Inves­tieren:

Die Idee der FIRE-Bewe­gung basiert darauf, dass das zurück­ge­legte Geld nicht nur gespart, son­dern auch inves­tiert wird, damit das Ver­mögen durch den Zin­ses­zins stetig anwächst.

Früher Ruhe­stand:

Sobald genü­gend Ver­mögen ange­sam­melt wurde, um die Lebens­hal­tungs­kosten zu decken (oft das 25- bis 30-fache der jähr­li­chen Aus­gaben), kann man in den Ruhe­stand treten.

Lebens­stil-Anpas­sung:

Oft wird ein ein­fa­cherer, kos­ten­güns­tiger Lebens­stil ange­nommen, um die Spar­quote zu erhöhen.

Ent­nah­me­stra­tegie:

Im Ruhe­stand werden jähr­lich etwa 3–4% des Ver­mö­gens ent­nommen, um den Lebens­un­ter­halt zu finanzieren.

Es ist ein Schlüs­sel­kon­zept, wenn es darum geht, wie die FIRE-Bewe­gung funk­tio­niert. Nach einer Faust­regel kann man von lang­fristig ange­legtem Ver­mögen etwa 4 % jähr­lich ent­nehmen. Damit diese 4 % für den Lebens­un­ter­halt aus­rei­chen, muss das Ver­mögen ent­spre­chend groß sein. Im Klar­text heißt das: Nötig ist in etwa das 25-Fache der Aus­gaben, die man pro Jahr fürs Leben aus­gibt. Wenn Du also beson­ders früh in Rente gehen und von Deinem Ersparten leben möch­test, hängt das von drei Fak­toren ab:

  • die Höhe Deines Einkommens,
  • Deinen Aus­gaben und
  • der Höhe der Sparquote.

FIRE-Stra­te­gien zur Errei­chung finan­zi­eller Freiheit

In der FIRE-Bewe­gung gibt es ver­schie­dene Stra­te­gien, um mög­lichst früh in ein arbeits­armes oder arbeits­freies Leben zu starten.

eignet sich für Per­sonen, die keine Kom­pro­misse ein­gehen wollen und ihren Lebens­stan­dard bei­be­halten oder sogar stei­gern möchten, wenn sie in den Ruhe­stand eintreten.

Daher müssen diese Per­sonen deut­lich mehr sparen als die anderen FIRE-Typen und sehr offensiv bei Gehalts­er­hö­hungen agieren und risi­ko­reich inves­tieren, um inner­halb des Zeit­plans genug Geld anzu­sparen. Da weniger Wert auf einen mini­ma­lis­ti­schen Lebens­stil im Ruhe­stand gelegt wird, könnte es für diese Per­sonen länger dauern, das FIRE zu errei­chen.

ist beson­ders restriktiv, da Per­sonen im Ruhe­stand einen mini­ma­lis­ti­schen Lebens­stil führen müssen. In der Regel wird Geld nur für das Nötigste aus­ge­geben, da das Budget begrenzt ist.

Lean FIRE führt in der Regel zu weniger finan­zi­eller Fle­xi­bi­lität im Ruhe­stand, dafür ermög­licht es jedoch, noch früher in den Ruhe­stand zu gehen, wenn Men­schen mit einem klei­neren monat­li­chen Budget leben können.

unter­scheidet sich ein wenig von den anderen, da die Person, anstatt voll­ständig in den Ruhe­stand zu treten, einen Teil­zeitjob oder zusätz­liche Auf­träge annimmt, um ihren Lebens­stil zu halten oder zu ver­bes­sern. Das bedeutet, dass sie mög­li­cher­weise noch durch die Kran­ken­ver­si­che­rung des Unter­neh­mens abge­deckt sind und auch das Abzapfen ihrer Ren­ten­fonds ver­zö­gern können.

Für die meisten Men­schen wäre dies eine gute Balance. Denn bei diesem Modell kann wäh­rend des Neben­jobs auch eine Lei­den­schaft oder ein Hobby ver­folget werden, für das man vor dem Ruhe­stand wäh­rend der Voll­zeit­ar­beit keine Zeit hatte.

dreht sich im Wesent­li­chen darum, in den frü­heren Arbeits­jahren sehr viel und risi­ko­reich zu inves­tieren, um das Ersparte für den Ruhe­stand zu nutzen.

Eine Person, die sich für diese Stra­tegie ent­scheidet, spart in den ersten Jahren ihres Arbeits­le­bens so viel Geld wie mög­lich und inves­tiert das gesparte Geld früh­zeitig. Diese Per­sone arbeitet wei­terhin normal, um die lau­fenden Aus­gaben zu bestreiten und gleich­zeitig für den Ruhe­stand zu sparen.
Ihre Dis­zi­plin und Spar­sam­keit ermög­li­chen eine grö­ßere Fle­xi­bi­lität im spä­teren Leben, um den Ruhe­stand zu genießen.

Finan­zi­elle Frei­heit und Ein­schrän­kung — Ist FIRE etwas für Dich?

Die FIRE-Bewe­gung ist sicher­lich ein inter­es­santes Kon­zept und kann ein span­nender Lebens­stil werden. Aber es erfor­dert viel Dis­zi­plin, Pla­nung und ein biss­chen Mut. Jahr­zehn­te­lang ein spar­sames Leben zu führen und gleich­zeitig meh­rere Jobs zu haben, ist sicher nicht für jede:n geeignet. Zusätz­lich ist FIRE für Men­schen mit Schulden oder geringem Ein­kommen weniger zugäng­lich, da es für sie schwierig sein kann, das für FIRE erfor­der­liche hohe Spar­ni­veau zu errei­chen. Aber es gibt auch rein finan­zi­elle Gründe, die Fragen auf­werfen: Möchte ich mich mein ganzes Leben lang finan­ziell stark ein­schränken? Was pas­siert, wenn sich meine Lebens­um­stände ändern? Wie werden sich die Märkte ent­wi­ckeln? Wie sieht es mit der Infla­tion aus?

Das Leben als Frugalist:in sollte also gut geplant und durch­dacht sein. Man kann FIRE als per­sön­liche Chall­enge sehen: Hart arbeiten, um mit 40 effektiv in Rente zu gehen — und sich die Fle­xi­bi­lität bewahren, in Not­fällen ein­fach etwas kürzer zu treten oder etwas länger zu arbeiten.

Auf jeden Fall moti­viert FIRE dazu, die eigene finan­zi­elle Situa­tion, die eigenen Spar­ziele, Inves­ti­tionen und die per­sön­li­chen Lebens­ziele zu über­prüfen und sich viel Finanz­wissen anzu­eignen — egal, ob man mit 40 oder 65 in Rente geht.

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