Der Zyklus der Marktemotionen: Wie man die eigenen Emotionen versteht und so bei Anlageentscheidungen die Ruhe bewahrt
In der sich ständig verändernden Welt der Finanzmärkte kann es schwierig sein, einen kühlen Kopf zu bewahren und kluge Finanzentscheidungen zu treffen: Die Preise steigen und fallen, die Stimmung ändert sich ständig und die Versuchung, den eigenen Impulsen zu folgen, ist groß. Doch erfolgreiche Investor:innen wissen, dass es von Vorteil ist, die eigenen Emotionen in den verschiedenen Marktphasen zu verstehen, um Ruhe bewahren zu können. Dieser Beitrag setzt sich mit den emotionalen Zyklen am Markt auseinander und gibt hilfreiche Tipps, wie es gelingt, ruhig zu bleiben und den eigenen Sparplan auch in schwierigen Marktphasen weiterzuverfolgen.
Emotionen bei der Geldanlage
Der Zyklus der Marktemotionen, oder cycle of market emotions, besteht grob aus fünf aufeinanderfolgenden Phasen, die die Stimmung und das Verhalten von Anleger:innen widerspiegeln. Diese emotionalen Phasen treten als Reaktion auf die zyklischen Schwankungen des Marktes auf und wiederholen sich ständig. Das Verhalten der Investor:innen beeinflusst oft sogar den Verlauf der Märkte selbst. Ein Zyklus kann sich über Jahre erstrecken.
Die 5 Phasen der Marktemotionen

Optimismus
In dieser Phase steigt der Wert der Geldanlage, und die Anleger:innen sind zuversichtlich und optimistisch. Sie sehen nur die positiven Aspekte des Marktes und welche Chancen und Möglichkeiten er bietet. Investor:innen erwarten, dass die Gewinne weiter steigen werden und beginnen von finanzieller Freiheit zu träumen.
Euphorie
Mit steigenden Preisen und Gewinnen, verwandelt sich der Optimismus in Euphorie. Anleger:innen spüren den Rausch des Erfolgs und sind begeistert von den erzielten Gewinnen. Diese Phase ist oft von übermäßigem Enthusiasmus und einem Gefühl der Unverwundbarkeit geprägt. Viele wollen gerade jetzt mehr investieren, oder steigen erst in die Geldanlage ein, obwohl die Preise zu diesem Zeitpunkt besonders hoch sind.
Angst
Doch sobald die Preise zu fallen beginnen, weicht die Euphorie und Angst breitet sich aus. Die Anleger:innen werden nervös und ängstlich. Sie sorgen sich um ihre Investitionen, fürchten Verluste und zweifeln ihre Wahl der Geldanlage und des Anbieters an. Solche Ängste können dazu führen, dass überstürzte Entscheidungen getroffen werden, wie zum Beispiel den Sparplan auszusetzen, oder den Anbieter zu wechseln. Doch merke: In schwachen Marktphasen ist die Wertentwicklung fast überall schlechter, ein Wechsel wäre also nicht sinnvoll. Auch das Aussetzen des Sparplans ist keine gute Idee. Denn wer auch in schwachen Marktphasen seinen Sparplan weiterführt, profitiert von günstigeren Einkaufspreisen als zu Kurshochzeiten. Das nennt sich der Cost-Average-Effekt.
Panik
Wenn die Preise noch weiter fallen, macht sich Panik breit. Anleger:innen sehen nur noch den drohenden Verlust und beginnen irrational zu handeln. Das führt dazu, dass der Drang, die Vermögenswerte sofort zu verkaufen, um weitere Verluste zu vermeiden, überwältigend werden kann. Das wäre jedoch falsch: Wennjetzt verkauft wird, realisiert die Auszahlung Verluste, die niemals wieder aufgeholt werden können.
Resignation
Schließlich erreicht der Markt einen Tiefpunkt, und die Investor:innen fühlen sich entmutigt und resigniert. In dieser Phase herrscht oft Pessimismus, und viele Anleger:innen zweifeln, dass es noch Hoffnung für ihre Geldanlage gibt. In dieser Phase fällt es schwer, optimistisch zu bleiben und die Chancen zu erkennen, die der schwache Markt bietet. Denn eigentlich können Anleger:innen jetzt von besonders günstigen Einkaufspreisen profitieren.
Wenn die Wertentwicklung dann wieder anfängt zu steigen, beginnt erneut die Phase des Optimismus.
Die Emotionen bei der Geldanlage verstehen
Auch wenn es sich manchmal so anfühlt, als wären man die einzige Person, die mit diesen Emotionen zu kämpfen haben, ist das nicht der Fall. Der Zyklus der Emotionen bei der Geldanlage zeigt sehr verständliches Verhalten, denn natürlich möchte niemand Geld verlieren. Doch besonders zwei Punkte im Zyklus sind problematisch und könnten zu immensen finanziellen Verlusten führen, wenn diese nicht reflektiert werden.
So bleibst Du bei Anlageentscheidungen ruhig und widerstehst deinen Impulsen
Natürlich ist es nicht leicht, das oben Beschriebene umzusetzen, da es sich im ersten Moment kontraintuitiv anfühlt. Wenn es jedoch gelingt, die Emotionen bei der Geldanlage zu durchschauen, kann man wirklich beruhigt und erfolgreich anlegen. Hier ein paar Hinweise, wie man in verschiedenen Marktphasen einen kühlen Kopf bewahrt.
Kenne Deine Emotionen bei der Geldanlage
Der erste Schritt besteht darin, sich bewusst zu sein, dass Emotionen eine wichtige Rolle im Prozess des Investierens spielen. Indem Du Deine eigenen Emotionen erkennst und einordnest, kannst Du besser damit umgehen und irrationalen Entscheidungen entgegenwirken. Erfahre in diesem Beitrag mehr über psychologische Effekte, die bei beim Investieren greifen.
Setze realistische Erwartungen
Sei realistisch in Deinen Erwartungen an die Investition und akzeptiere, dass Märkte immer Auf- und Abschwünge haben. Niemand kann dauerhaft erfolgreich sein und kurzfristige Verluste gehören zum Investieren dazu. Schnell reich werden mit einer langfristigen Geldanlage funktioniert nicht. Setze Dir klare und realistische Ziele und sei geduldig.
Verfolge eine langfristige Strategie
Versuche, eine langfristige Perspektive einzunehmen. Anstatt impulsiv auf kurzfristige Preisschwankungen zu reagieren, ist es ratsam, eine langfristige Anlagestrategie zu verfolgen. Denn dass der Wert einer Geldanlage schwankt, ist völlig normal und kann über einen langen Anlagezeitraum ausgeglichen werden. Setze Dir klare Ziele, zum Beispiel einen Fondssparplan und bleibe ihnen treu, auch wenn der Markt turbulent wird. Der Beschluss Geld anzulegen, sollte immer eine langfristige Entscheidung sein, die nicht von kurzfristigen Schwankungen über den Haufen geworfen werden sollte. Denk daran: Der Zyklus der Marktemotionen kann sich über Jahre erstrecken, daher ist Geduld gefragt.
Informiere Dich gründlich
Wissen ist Macht. Je mehr Du über Marktzyklen und die Dynamiken der Finanzmärkte verstehst, desto besser kannst Du fundierte Entscheidungen treffen und Dich beruhigt zurücklehnen. Suche nach soliden Informationen und verlasse Dich nicht ausschließlich auf Gerüchte oder emotionale Spekulationen aus dem Familien- oder Freund:innenkreis.
Mache Dir auch vor der Entscheidung für eine Geldanlage klar, welche Form des Investments zu Dir passt: Beantworte Dir ehrlich die Fragen, über welchen Zeitraum Du investieren möchtest, welche Risikoklasse zu Dir passt und welche Schwankungen Du aushalten kannst und wähle ein Finanzprodukt, welches zu Deinen Bedürfnissen passt.
Diversifiziere Dein Portfolio
Eine bewährte Methode, um den Auswirkungen des Zyklus der Marktemotionen entgegenzuwirken, besteht darin, Dein Portfolio zu diversifizieren. Indem Du in verschiedene Anlageklassen investierst, verringert sich das Risiko, dass Du von einem bestimmten Markt oder Vermögenswert stark abhängig bist und so alles auf einmal verlieren könntest. Setze daher am besten auf diversifizierte Anlagen, die breit aufgestellt sind und im besten Falle nachhaltigen Kriterien entsprechen.
Halte an Deinem Plan fest
Wenn Du einen soliden Anlageplan erstellt hast, halte daran fest, auch wenn die Emotionen hochkochen. Vermeide es, impulsiv zu handeln und Deine Strategie ständig zu ändern. Das bedeutet: Wenn Du einen Sparplan verfolgst, führe ihn auch in schwachen Marktphasen weiter. Und wenn Du eine feste Summe angelegt hast, bleibe investiert und verkaufe nicht mit hohen Verlusten zum falschen Zeitpunkt. Denke daran, dass die Märkte langfristig wachsen und sich erholen werden. Schau über die unmittelbaren Preisschwankungen hinaus und erinnere Dich daran, warum Du überhaupt begonnen hast zu investieren. Vertraue darauf, dass Du gute Gründe hattest, einen Anbieter und eine bestimmte Strategie zu wählen.
Wenn Du nur den aktuellen Zeitpunkt betrachtest, kannst Du immer ein anderes Finanzprodukt finden, das gerade mehr Rendite bringt als die eigene Anlage. Doch bei einem solchen Vergleich, wird häufig das Risiko außer Acht gelassen. Außerdem handelt es sich nur um eine Momentaufnahme. Die Wertentwicklungen schwanken immer, mal läuft die eine Anlage besser, mal die andere. Am Ende sind Geduld und Disziplin die Schlüssel zum langfristigen finanziellen Erfolg.
Nimm deine Emotionen bei der Geldanlage ernst und suche eine Gemeinschaft
Wenn Dich die aktuelle Situation deiner Geldanlage stresst, ist es wichtig, Dich mit Fakten zu beruhigen und genug Ausgleich und Entspannung zu schaffen. Du musst nicht ständig, deinen Depotstand checken, denn Geldanlage ist ein langfristiges Unterfangen.
Außerdem kann es helfen, seine finanziellen Sorgen und Zweifel mitzuteilen. Der Erfahrungsaustausch mit anderen Investor:innen und Freund:innen, die ein Verständnis von Geldanlage haben, kann beruhigend wirken und neue Perspektiven eröffnen. Oder finde eine:n erfahrene:n Finanzberater:in, die/der Dir mit ihrem/seinem Rat dabei helfen kann, einen klaren Kopf zu bewahren und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Danke